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1918-33 |
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Ebert-Groener-Pakt Einen Tag nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. kam es am 10. November 1918 zu einer Übereinkunft zwischen dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert vom Rat der Volksbeauftragten und Wilhelm Groener, seit Ende Oktober 1918 Nachfolger Erich Ludendorffs in der Obersten Heeresleitung (OHL). In einem Telefongespräch gab Groener eine Loyalitätserklärung gegenüber der neuen Regierung ab und sicherte ihr die militärische Unterstützung der OHL gegen linksradikale Revolutionäre während der politischen Umbruchphase zu. Als Gegenleistung garantierte Ebert, daß die alleinige Befehlsgewalt über die Truppen weiterhin beim Offizierskorps liegen werde. Paul von Hindenburg blieb an der Spitze der OHL, um die geordnete Rückführung der Fronttruppen in die Heimat zu leiten. Das gemeinsame Interesse der militärischen Führung und der neuen provisorischen Regierung galt der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Die Ausweitung der deutschen Revolution zu einem blutigen Bürgerkrieg nach russischem Vorbild und die Verbreitung des Bolschewismus sollten unter allen Umständen verhindert werden. Der Rat der Volksbauftragten verfügte mit diesem Abkommen über einen Machtfaktor, der es den Sozialdemokraten in den folgenden Wochen erlaubte, in den Weihnachtskämpfen 1918 und im Januaraufstand 1919 ihren Anspruch auf politische Führung durchzusetzen. Allerdings entzog die Zusammenarbeit mit der alten kaiserlichen Machtelite der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einen großen Teil ihrer Anhängerschaft, die sich von der sozialdemokratischen Führung in zunehmenden Maße verraten sah und sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) oder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zuwandte. (as) |
Weihnachtskämpfe 1918
Die nahezu friedlich verlaufende Revolution von 1918/19 nahm Weihnachten 1918 eine blutige Wendung. Am 23. Dezember 1918 befahl der Rat der Volksbeauftragten der Volksmarinedivision den Abzug aus Berlin und die Reduzierung ihrer Truppenstärke von 1.500 auf 600 Mann. Als der Volksmarinedivision zudem Soldforderungen verweigert wurden, brachte sie die Reichskanzlei in ihre Gewalt und setzte die Regierung fest, zu deren Schutz sie im November 1918 ursprünglich in die Reichshauptstadt gekommenen war.
Der Ebert-Groener-Pakt kam nun erstmals zum Tragen. Die Oberste Heeresleitung (OHL) nahm die Meuterei zum Anlaß, durch militärische Intervention mit den Revolutionären abzurechnen.
Am Heiligen Abend tobten blutige Kämpfe zwischen regulären Truppen und den Matrosen um das Hauptquartier der Volksmarinedivision im Berliner Schloß sowie um den Marstall, wo der Berliner Stadtkommandant Otto Wels als Geisel festgehalten wurde. Die Kampfhandlungen endeten mit der Niederlage der im Häuserkampf unerfahrenen Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs, die gegenüber 11 toten Matrosen 56 Opfer zu beklagen hatten. Den Volksbeauftragten blieb aufgrund der militärischen Situation keine andere Möglichkeit, als die Volksmarinedivision, die während der Kämpfe von einer erheblichen Anzahl bewaffneter Berliner Arbeiter unterstützt wurde, zunächst in voller Stärke zu erhalten und ihren Soldforderungen nachzukommen.
Als Konsequenz aus der Niederlage der Fronttruppen ordnete der in den Rat der Volksbeauftragten eingetretene Gustav Noske die verstärkte Bildung von Freikorps an. Zukünftig sollten sie "zum Schutz der Heimat" im Kampf gegen innenpolitische Gegner herangezogen werden.
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Januaraufstand 1919 Am 4. Januar 1919 verfügte die preußische Regierung die Absetzung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn (1863-1925) von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Ihm wurde zur Last gelegt, während der Weihnachtskämpfe 1918 revolutionäre Matrosen unterstützt zu haben. Anhänger der USPD und der aus dem Spartakusbund hervorgegangenen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) sowie Revolutionäre Obleute entfesselten daraufhin am 5. Januar 1919 in Berlin einen bewaffneten Aufstand. Der einen Tag später eingesetzte Revolutionsausschuß unter Leitung des USPD-Politikers Georg Ledebour und des Spartakisten Karl Liebknecht erklärte den Rat der Volksbeauftragten für abgesetzt und verkündete die Übernahme der Regierungsgeschäfte. Ziel der Aktion waren die Verhinderung der Wahl zur Nationalversammlung und die Errichtung einer Räterepublik. Nach gescheiterten Verhandlungen der Regierung mit den Aufständischen begannen am 8. Januar unter dem Oberbefehl des Volksbeauftragten Gustav Noske Regierungstruppen mit der Niederschlagung des Aufstands. Vor allem um das von den Spartakisten besetzte "Zeitungsviertel" wurde erbittert und mit äußerster Brutalität gekämpft. Allein die Erstürmung des "Vorwärts"-Verlagsgebäudes am 11. Januar kostete Dutzende von Menschen das Leben. Nach der Einnahme des Berliner Polizeipräsidiums einen Tag später brach der unzureichend vorbereitete Januaraufstand zusammen, der insgesamt 165 Opfer forderte. Im Zuge antirevolutionärer "Säuberungsaktionen" durch Regierungstruppen und Freikorps erfolgte wenige Tage später die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die nicht nur bei den radikalen Linken Abscheu und Empörung hervorrief. |
Ebert-Groener-Pakt
An demselben 10. November 1918 spätabends erreichte Ebert über eine geheime Telefonleitung ein Anruf der Obersten Heeresleitung aus dem belgischen Badeort Spa. "Hier General Groener! Der Feldmarschall (Hindenburg) und ich erkennen Ihre Regierung an." Ebert frage: "Und was erwarten Sie von uns?" "Der Feldmarschall erwartet, dass die Regierung das Offizierskorps bei der Aufrechterhaltung der Disziplin und Ordnung in der Armee unterstützt. Es erwartet, dass die Nahrungsmittelversorgung der Armee gesichert und dass jegliche Unterbrechung des Eisenbahnverkehrs verhindert wird." "Und was sonst noch?" "Das Offizierskorps erwartet, dass die Reichsregierung den Bolschewismus bekämpfen wird und stellt sich der Regierung dafür zur Verfügung." (Ebert nach einer Pause) "Ich bitte Sie, dem Feldmarschall den Dank der Regierung zu übermitteln." So schloss Ebert einen Pakt mit den alten Mächten gegen die Arbeiter- und Soldatenräte, die ihn gerade erst zu ihrem ersten Mann ernannt hatten. Ebert handelte im Sinne seines Anspruchs, dass er die Revolution hasse "wie die Sünde." Täglich abends besprach sich Ebert auf einer geheimen Leitung mit dem General Groener über die Maßnahmen gegen die Revolution. Während die Masse der Arbeiter noch an eine neue Ordnung glaubte, blieben die Grundlagen der alten Ordnung erhalten: - kein Fürstenvermögen wurde angetastet - kein Grundbesitz wurde aufgeteilt - die Großindustriellen blieben 'Herr im Hause' - keine Bank wurde verstaatlicht - kein General wurde angeklagt - alle Richter und Verwaltungsbeamten blieben im Amt. Noch heute gehen die Urteile über den Ebert-Groener-Pakt weit auseinander.
Quelle: RUMS 47; Text nach: Groener, W. (1957) - Lebenserinnerungen. Göttingen, S.467 und in Anlehnung an: Engelmann, Bernt (1980) - Einige gegen Recht und Freiheit. Frankfurt a.M., S. 11-15
GM (digitale Umsetzung) für psm-data
General Groener
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schreibt in seinen Erinnerungen: "Das Offizierskorps konnte aber nur mit einer Regierung zusammengehen, die den Kampf gegen Radikalismus und Bolschewismus aufnahm. Dazu war Ebert bereit, aber er hielt sich nur mühsam am Steuer und war nahe daran, von den Unabhängigen und der Liebknechtgruppe über den Haufen gerannt zu werden. Was war demnach näherliegend, als Ebert, den ich als anständigen, zuverlässigen Charakter und unter der Schar seiner Parteigenossen als den staatspolitisch weitsichtigsten Kopf kennen gelernt hatte, die Unterstützung des Heeres und des Offizierskorps anzubieten? Am Abend (des 10. November) rief ich die Reichskanzlei an und teilte Ebert mit, dass das Heer sich seiner Regierung zur Verfügung stelle, dass dafür der Feldmarschall und das Offizierskorps von der Regierung Unterstützung erwarteten bei der Aufrechterhaltung von Ordnung und Disziplin im Heer. Das Offizierskorps verlange von der Regierung die Bekämpfung des Bolschewismus und sei dafür zum Einsatz bereit. Ebert ging auf meinen Bündnisvorschlag ein. Von da ab besprachen wir uns täglich abends auf einer geheimen Leitung zwischen der Reichskanzlei und der Heeresleitung über die notwendigen Maßnahmen. Das Bündnis hat sich bewährt." In : lernen subversiv: Geschichte Weimarer Republik, Frankfurt 31973, S. 16f Groener sagte: "Der Zweck unseres Bündnisses, das wir am 10. November abends geschlossen hatten, war die restlose Bekämpfung der Revolution, Wiedereinsetzung einer geordneten Regierungsgewalt, Stützung dieser Regierungsgewalt durch die Macht einer Truppe und baldigste Einberufung einer Nationalversammlung." (nach Hans Herzfeld zitiert in Illustrierte Geschichte der deutschen Novemberrevolution, Berlin 1978, S. 157) |
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schreibt in seinen Erinnerungen: "Das Offizierskorps konnte aber nur mit einer Regierung zusammengehen, die den Kampf gegen Radikalismus und Bolschewismus aufnahm. Dazu war Ebert bereit, aber er hielt sich nur mühsam am Steuer und war nahe daran, von den Unabhängigen und der Liebknechtgruppe über den Haufen gerannt zu werden. Was war demnach näherliegend, als Ebert, den ich als anständigen, zuverlässigen Charakter und unter der Schar seiner Parteigenossen als den staatspolitisch weitsichtigsten Kopf kennen gelernt hatte, die Unterstützung des Heeres und des Offizierskorps anzubieten? Am Abend (des 10. November) rief ich die Reichskanzlei an und teilte Ebert mit, dass das Heer sich seiner Regierung zur Verfügung stelle, dass dafür der Feldmarschall und das Offizierskorps von der Regierung Unterstützung erwarteten bei der Aufrechterhaltung von Ordnung und Disziplin im Heer. Das Offizierskorps verlange von der Regierung die Bekämpfung des Bolschewismus und sei dafür zum Einsatz bereit. Ebert ging auf meinen Bündnisvorschlag ein. Von da ab besprachen wir uns täglich abends auf einer geheimen Leitung zwischen der Reichskanzlei und der Heeresleitung über die notwendigen Maßnahmen. Das Bündnis hat sich bewährt." In : lernen subversiv: Geschichte Weimarer Republik, Frankfurt 31973, S. 16f Groener sagte: "Der Zweck unseres Bündnisses, das wir am 10. November abends geschlossen hatten, war die restlose Bekämpfung der Revolution, Wiedereinsetzung einer geordneten Regierungsgewalt, Stützung dieser Regierungsgewalt durch die Macht einer Truppe und baldigste Einberufung einer Nationalversammlung." (nach Hans Herzfeld zitiert in Illustrierte Geschichte der deutschen Novemberrevolution, Berlin 1978, S. 157) |
Der Pakt mit den alten Mächten
Am 10. November 1918 schlossen der Kanzler Friedrich Ebert und das Militär das sogenannte "Ebert-Groener-Bündnis".
Dieses wird als eine Art Vernunftehe verstanden, da zum einen jede Partei seine eigenen Interessen verfolgt, allerdings ohne den anderen ihre Ziele nicht erreichen kann.
Die SPD hoffte mit diesem Bündnis, die alten Mächte hinter sich zu bringen und dadurch die junge Republik zu stabilisieren. Das Militär befürchtete seit je her die Macht der politischen Linken. Daher versprach man sich neben der eigenen Existenzsicherung auch die Ausschaltung der Linken.
Zusammenfassend kann man sagen, daß dieses Bündnis für die SPD die Möglichkeit bot, eine gemäßigte Politik zu betreiben und die zunehmenden Spannungen zwischen den linken Parteien und Gruppierung zu verstärken, auch wenn sie durch Annährung zum Militär einen Teil der Parteibasis verlor, schließlich "[schießt] Arbeiter ... nicht auf Arbeiter."
Für die USPD bedeutete nicht nur der Ausschluß aus dem Zentralrat der Arbeiter- und Soldatenräte ein Schritt zurück, sondern durch das Ebert-Groener- Bündnis wird die Partei mehr und mehr in den Radikalismus abgedrängt und verliert zunehmend an Bedeutung.
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