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Geschichte im Spiegel Duesseldorfer Denkmaeler
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Geschichte im Spiegel Duesseldorfer Denkmaeler
Heinrich-Heine-Gesamtschule

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
in Düsseldorf


Facharbeit im Zusatzkurs Geschichte
bei Herrn Köster
von
Robin Whited


Schuljahr 2004/2005
Abgabedatum: 22.12.2004


Inhaltsverzeichnis


  1. 1. Vorwort
  2. 2. Einleitung
  3. 3. Beschreibung des Denkmals
  4. 4. Entstehungsgeschichte des Denkmals
  5. 5. Erläuterung des geschichtlichen Hintergrundes
  6. 6. Das Denkmal und die historische Realität
  7. 7. Das Denkmal heute
  8. 8. Schlusswort
  9. 9. Anhang
    1. 9.1. Bibliographie
    2. 9.2. Formulare

1. Vorwort

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts des 13. Jahrgangs wurde das Thema „Düsseldorfer Geschichtsdenkmäler“ behandelt. Dazu erhielten alle die Aufgabe sich eines dieser Denkmäler auszuwählen und zu fotografieren. Daraufhin traf ich die zufällige Entscheidung mich mit dem „Kaiser-Wilhelm-Denkmal“, welches sich auf dem Martin-Luther-Platz befindet, zu beschäftigen.

Nachdem diese Aufgabe von allen erfolgreich erledigt wurde, bekamen wir den Auftrag über dieses Denkmal ein Referat zu schreiben. Mein Vorhaben ist, den Werdegang des Kaiser-Wilhelm-Denkmals - von der Idee bis zur Bauausführung - darzustellen. Darüber hinaus galt es das Verhältnis von künstlerischer Darstellung und historischer Realität zu untersuchen.

2. Einleitung

Heutzutage gibt es sehr viele Denkmäler, die auch alle ihre spezifische Funktion haben. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde zum Beispiel zur Stärkung der Vaterlandsliebe und zur Förderung der Anhänglichkeit an das regierende Königshaus aufgestellt. Dieses Denkmal war zugleich politisches Bekenntnis und Kunstwerk, welches den öffentlichen Raum verschönern sollte. Eine kaum zu überschauende Anzahl von Nationaldenkmälern wurde in der Zeit des Kaiserreichs von 1871-1918 errichtet. Insbesondere nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. im März 1888 gab es umfangreiche Pläne für Denkmäler des ersten Deutschen Kaisers. So war es auch mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Düsseldorf. Schon zu Lebzeiten von Kaiser Wilhelm I. wurde der Beschluss gefasst, ihm ein Denkmal zu errichten. Jedoch starb er, bevor genauere Beschlüsse über das Aussehen und den Standort getroffen wurden.


Abb. 1

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde schließlich am 18.10. 1896 auf der Alleestraße (der heutigen Heinrich-Heine-Allee) in Düsseldorf aufgestellt (siehe Abb. 1). Es handelt sich hierbei um ein Kaiserdenkmal in Form eines Reiterstandbildes. Jedoch wurde es nach knapp 70 Jahren, im November 1961, wegen der Umgestaltung des Jan-Wellem-Platzes abgebaut. Der Wiederaufbau erfolgte am 21.04.1964, nach einer Restaurierung, auf dem „Platz der deutschen Einheit“. Doch musste das Denkmal vom 09.-18.02.1983 wegen des U-Bahn-Baus erneut abgebaut werden. Das Denkmal wurde auf dem Zentral Bahnhof gelagert und erneut restauriert, bis es im Jahre 1987/1988 seinen endgültigen Standort auf dem Martin-Luther-Platz vor dem Justizministerium fand.

3. Beschreibung des Denkmals


Abb. 2

Das Denkmal stellt Kaiser Wilhelm I. als Feldherrn dar, zu erkennen an seiner Uniform und der Pickelhaube. Er reitet stolz aufgerichtet auf einem mächtigen Ross, um seine und seines Staates Herrlichkeit zu demonstrieren. Begleitet wird er von einer geflügelten Viktoria, der Verkörperung des Sieges (links, siehe Abb. 2), welche an dem Lorbeerzweig in der rechten Hand zu erkennen ist und der Kriegsfurie (rechts, siehe Abb. 2).


Abb. 3

Am Sockel ist ein Adler mit gespreizten Flügeln zu erkennen, der eine kleine Krone trägt, es handelt sich hierbei um den preußischen Adler, welcher auch später zum Reichsadler wurde. Dieser sitzt auf einer umgestürzten Fahne (siehe Abb. 3). Über ihm hängt ein Lorbeerkranz an einem Gebilde, welches wahrscheinlich ein Wappen darstellen soll, es ist aber nicht mehr zu erkennen. Auf der linken und rechten Seite des Denkmals ist jeweils ein Bild zu sehen, welches die Krönung einer Frau zeigt, wohlmöglich stellt diese die Kriegsgöttin dar, welche als Symbol für den gewonnenen Krieg gegen Frankreich gilt. Diese sitzt auf einem Thron mit Adlerabbildung, welches auf das preußische Wappen hinweist. Sie wird von einem Mann gekrönt, hinter welchem noch vier weitere Personen stehen: zum einen zwei Frauen, die ein Schwert und ein Schutzschild in der Hand halten und zum anderen zwei Männer die gemeinsam weitere Gegenstände tragen. All diese Personen wollen der gekrönten Frau diese Gegenstände überreichen. Unter diesem Gebilde stehen die Jahreszahlen „1870 1871“ geschrieben, ein Hinweis auf den Deutsch-Französichen Krieg (siehe Abb. 4).


Abb. 4

Am hinteren Ende des Denkmals ist eine Gedenktafel, auf der geschrieben steht: „Dem Begründer Des Deutschen Reiches, Das Dankbare Düsseldorf“. Über dieser Gedenktafel hängt ein Lorbeerkranz. Weiterhin sitzen über diesem Kranz zwei kleine Engel. Zum Schluss ist noch zusagen, dass der Sockel des Denkmals aus poliertem Granit und der Rest aus Bronze besteht. Die Gesamtkosten des Denkmals beliefen sich auf 200.000 Mark.

4. Entstehungsgeschichte des Denkmals

Im 19. Jahrhundert wurde in Deutschland Patriotismus groß geschrieben. Nicht nur auf Wunsch der Behörden wurden Denkmäler aller aufgestellt. Besonders das Bürgertum bestimmte die Erscheinungsform dieser Denkmäler; die unteren Volksschichten wurden meist ausgeschlossen. Dies war der Ausgangspunk zur Errichtung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals.

So kam es, dass im Jahr 1888 der Stadt Düsseldorf eine Summe von 6000 Mark, die nach einer Ausstellung in Düsseldorf 1887 überblieb, zur Errichtung des Kaiserdenkmals zur Verfügung gestellt wurde. Die Stadt Düsseldorf musste aber einige Bedingungen erfüllen, zum Beispiel, dass einige Mitglieder dieser Ausstellung in dem für die Errichtung gedachten Denkmals zu bildenden Komitee Aufnahme finden. Schon bald wurden erste Planungen im Hinblick auf die Finanzierung vorgenommen. Doch noch im selben Jahr, am 9. März, verstarb Kaiser Wilhelm I. . Oberbürgermeister Lindemann versuchte nun auch die umliegenden Städte wie Duisburg, Essen und Krefeld bei dem Bau und natürlich auch der Finanzierung mit einzubinden. Dies wurde jedoch von allen Städten abgelehnt. Auch der Regierungspräsident versuchte Zustimmung von den umliegenden Städten zu erhalten, doch ihm gelang es ebenfalls nicht. Nun war die Finanzierung des Denkmals gefährdet und so kam es, dass am 6. April 1888 ein Ausschuss gegründet wurde, der sich allein mit der Finanzierung beschäftigen sollte. Er sollte zum Beispiel die Bürger zum Spenden animieren. Hier wurde der Patriotismus, der unter den Bürgern herrschte, durch zahlreiche Spenden sehr deutlich. Oberbürgermeister Lindemann berichtete, dass mit allen Spenden und vorangegangenen Unterstützungen eine Summe von stolzen 200.000 Mark zusammenkam. Nun stand jedoch die schwierigste Frage offen, wobei die Beantwortung dieser Frage sich über sechs Jahre hinziehen wird. Diese befasste sich mit dem Auffinden eines geeigneten Standortes für das Kaiserdenkmal. An dieser Auseinandersetzung beteiligten sich nicht nur verschiedene Ausschüsse, sondern auch Denkmalkomitees, Stadtvertretung, die Presse und natürlich die Bürgerschaft. Wegen der Fülle der Vorschläge und der bestehenden Platznot kam es dazu, dass das Denkmal erst im Jahr 1896 fertig gestellt wurde. Es wurden verschiedenen Plätze vorgeschlagen: der Platz des Schalenbrunnens auf der Königsallee, der Vorplatz des neuen Zentralbahnhofes, der Platz des jetzigen Corneliusdenkmals und viele mehr. Irgendwann kam der Vorschlag, das Kaiserdenkmal auf der Alleestraße (der heutige Heinrich-Heine-Allee) aufzustellen. Nach mehrfachen Ablehnungen entschloss man sich letztendlich doch, die Alleestraße als Standort des Denkmals zu bestimmen. Jetzt musste nur noch ein Künstler gesucht werden, der dieses Kaiserdenkmal entwerfen würde. Zuvor, im Jahr 1888, hatte sich ein Ausschuss mit einem Preisausschreiben befasst, bei dem dieser Künstler ermittelt werden sollte. Es wurden Preisrichter gewählt und ein Jahr darauf, 1889, wurden dann die Entwürfe eingeliefert. Es gingen im Ganzen 15 Modelle ein. Kurz darauf entschieden sich die Preisrichter einstimmig, den Entwurf mit dem Namen „Königsberg-Versailles“, welcher von dem Künstler Karl Janssen entworfen wurde, den ersten Preis zu verleihen, da man sich einig war, dass nur ein Reiterstandbild den imperialen Anspruch Kaiser Wilhelms I. am besten ausdrücken konnte.

Karl Janssen wurde im Jahr 1855 geboren und von seinem Bruder Peter Janssen in die Kunst eingeführt. Er besuchte von 1873 bis 1880 die Bildhauerklasse der Düsseldorfer Kunstakademie. Jedoch siedelte er 1881 nach Rom über, wo er mit der antiken Kunst und auch dem römischen Barock vertraut wurde. Viele Jahre später kehrte er nach Düsseldorf zurück und schuf mehrer große Werke, z.B. die figurenreiche Brunnengruppe „Vater Rhein und seine Töchter“ vor dem Ständehause. Später wurde Karl Janssen dann Professor für Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Karl Janssen bekam für die Errichtung des Kaiserdenkmals ein Honorar von 16.000 Mark, welches für diese Zeit sehr hoch war. Das Denkmal sollte im Jahr 1896, zeitgleich zu Kaiser Wilhelms Geburtstag, fertig gestellt sein. Kurz vor der Fertigstellung des Denkmals, im Jahr 1894, wurde die Platzfrage überraschenderweise erneut aufgerollt. Das Denkmal sollte nun neben dem Platz in der Lindenallee aufgestellt werden. Dies veranlasste 175 Bürger, gegen die Verlegung des Standortes zu protestieren. Kurz darauf wies Karl Janssen darauf hin, dass er das Denkmal so entworfen habe, dass es genau auf den Platz der Alleestraße passte und die Verlegung des Standortes auf die Lindenallee viele Schwierigkeiten mit sich bringen würde. So entschloss man sich aus Platzgründen bei dem alten Standort der Alleestraße zu bleiben. Pünktlich zum angesetzten Termin, dem 18. Oktober 1896, wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal enthüllt. In den nachfolgenden Monaten wurden noch einige fehlende Stücke ergänzt. In den nächsten 65 bis 85 Jahren änderte sich der Standort des Kaiserdenkmals noch zwei Mal wegen Umgestaltungen und dem U-Bahn-Bau. So steht das Kaiser-Wilhelm-Denkmal seit 1988 auf dem Martin-Luther-Platz. Dieses Denkmal sollte die Dankbarkeit der Düsseldorfer Bürger gegenüber Kaiser Wilhelm I. ausdrücken, der zum Symbol der von Bismarck vollzogenen Reichsgründung stilisiert wurde. Dazu muss man sagen, dass diese Dankbarkeit nicht nur in Düsseldorf herrschte, sondern im ganzen Deutschen Reich und aus diesem Grund auch unzählige Denkmäler von Kaiser Wilhelm I. in ganz Deutschland aufgestellt wurden.

5. Erläuterung des geschichtlichen Hintergrundes


Abb. 5 Kaiser Wilhelm I.

Kaiser Wilhelm I. war Mitglied der königlichen Familie der Hohenzollern; er heiratete am 11. Juni 1829 Augusta von Sachsen - Weimar - Eisenach, die einen großen Einfluss auf seine politischen Anschauungen ausübte. Gemeinsam bekamen sie zwei Kinder, einen Sohn Friedrich und eine Tochter Luise. Die Familie ließ sich in Babelsberg ein neogotisches Schloss bauen, in dem sie lebte. Zu dieser Zeit war Wilhelms älterer Bruder Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen. Dieser erkrankte jedoch im Jahre 1857; seitdem leitete Wilhelm die Regierungsgeschäfte als „Prinzregent“. Nach dem Tod des Bruders 1861 krönte sich Wilhelm selbst zum König von Preußen. 1862 berief König Wilhelm I. von Preußen Otto von Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten, welcher die Politik des Königs sehr beeinflusste. Das Hauptanliegen des Königs und Bismarcks war die Bildung eines deutschen Nationalstaates, in dem Preußen die Vormachtstellung besitzen sollte. Auch viele Bürger verspürten schon lange den Wunsch nach nationalstaatlicher Einheit. Jedoch blieb zunächst die Frage offen, wie dies am besten gelingen würde. Erst Bismarcks Rede, in der er von „Eisen und Blut“ sprach, machte allen Zeitgenossen deutlich, auf welche Weise die nationalstaatliche Einheit erreicht werden sollte. Er machte sehr deutlich, dass die deutsche Einheit nicht durch „Reden und Majoritätsbeschlüsse“ geschaffen werden könne, sondern durch Krieg. 1864 setzte Bismarck dann seine Worte in die Tat um und kämpfte im Deutsch-Dänischen-Krieg mit großer Unterstützung von Österreich um die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, welche die Dänen versuchten in ihren Staat einzugliedern. Jedoch erlag Dänemark der Übermacht und war gezwungen diese Herzogtümer dem Deutschen Bund abzutreten. Danach erhielt Preußen die Rechte über Schleswig und Österreich über Holstein. Schon wenige Jahre später, 1866, veranlasste Bismarck einen weiteren Krieg, den Deutsch-Deutschen-Krieg. In diesem Krieg ging es um die Vormachtstellung in Deutschland, welche Preußen Österreich streitig machte. Jedoch unterlag das zahlenmäßig überlegene österreichische Hauptheer den besser geschulten und besser bewaffneten vereinigten preußischen Armeen in der Schlacht bei Königgrätz. Um eine Einmischung Napoleons III., der von Österreich um Vermittlung gebeten wurde, zu verhindern, schloss Bismarck gegen den Willen König Wilhelms, aber mit Unterstützung des Kronprinzen, Frieden mit Österreich. Daraufhin stimmte Österreich dem Wunsch Preußens einer Auflösung des Deutschen Bundes und der Neugestaltung Deutschlands ohne Österreich zu. So kam es zu der Gründung des Norddeutschen Bundes unter der Führung von Preußen mit Bismarck als Bundeskanzler. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871 führte dann zur Vollendung der Einheit Deutschlands, denn Preußen schaffte es, die süddeutschen Staaten im Kampf gegen Frankreich auf seine Seite zu ziehen. Auch dieser Krieg wurde von Bismarck provoziert, nachdem Frankreich den Verzicht des Prinzen Leopold von Hohenzollern auf die spanische Thronkandidatur gefordert hatte. König Wilhelm war von Anfang an gegen die Kandidatur Leopolds, doch Bismarck handelte auch hier gegen den Willen des Königs und schaffte es trotzdem Leopold zu überzeugen. In diesem Zusammenhang stellte die „Emser Depesche“ Bismarcks eine wichtige Rolle - eine Provokation gegenüber Frankreich, das seine nationale Ehre beleidigt sah und Preußen den Krieg erklärte Auch hier wird wieder deutlich, dass König Wilhelm kaum eine Rolle spielte, denn die Politik machte Bismarck und handelte so oft gegen den Willen König Wilhelms. Jedoch konnte Wilhelm nach den erfolgreichen drei Einigungskriegen große Popularität genießen. Der Norddeutsche Bund erweiterte sich 1871 dann zum Deutschen Reich, nachdem die Proklamation König Wilhelms am 18.Janurar 1871 zum ersten Deutschen Kaiser im Spiegelsaal zu Versailles erfolgte. Der bayerische König Ludwig II. stellte Wilhelm den Antrag die deutsche Kaiserkrone aus der Hand aller deutschen Fürsten entgegenzunehmen, jedoch erfolgte das Einverständnis Wilhelms nur mit Überreden, denn er empfand den Titel „Deutscher Kaiser“ im Vergleich zu „Kaiser von Deutschland“ als zu minderwertig. Kaiser Wilhelm I. hatte, mit starkem Eingreifen Bismarcks, weshalb Bismarck auch als der eigentliche Reichsgründers betrachtet wurde, den Wunsch nach einem geeinten Deutschland erfüllt, welches ihm auch im Bürgertum hohes Ansehen verschaffte.


Abb. 6

Am 16. April 1871 trat dann die neue Verfassung (siehe Abb. 6) des Deutschen Reiches in Kraft, welche von Bismarck entworfen worden war. Diese machte das Deutsche Reich zu einer konstitutionellen Monarchie, jedoch mit einer Pseudoverfassung, denn trotz des liberalen Wahlrechts, bei welchem jeder deutsche Mann ab 25 Jahren nach allgemeinem, gleichem und geheimen Wahlrecht wählen konnte, gab es noch den Bundesrat. Das heißt, Gesetze konnten nur in Kraft treten, wenn der Reichstag, der die Einstellungen des Volkes und der Bundesrat, in welchem der Reichskanzler den Vorsitz hatte, der Gesetzesvorlage zustimmten. Allgemein kann man sagen, dass der Kaiser über allem stand, er war zudem Oberbefehlshaber der Streitkräfte und konnte auf Beschluss des Bundesrats die Auflösung des Reichtags verfügen; auch konnte er den Reichskanzler ernennen und entlassen. Die tatsächliche Macht lag beim Bundesrat, welcher die Vorstellungen der Bundesfürsten vertrat. Natürlich verfasste Bismarck die Verfassung so, dass auch er großen Einfluss hatte. Weiterhin stellte er sicher, dass Preußen die Hegemonie im Deutschen Reiche innehatte. So übte Bismarck in den folgenden Jahren noch immer großen politischen Einfluss auf Kaiser Wilhelm I. aus. Wilhelm verlor trotzdem seine Beliebtheit im deutschen Volk nicht. Jedoch hatte er auch einige Feinde: Am 11.05.1878 verübte der Gelegenheitsarbeiter Emil Max Hödel ein Revolverattentat auf Kaiser Wilhelm I. in Berlin. Beide Kugeln verfehlten ihr Ziel, so blieb der 81 jährige Kaiser unverletzt. Da der Attentäter in sozialdemokratischen Kreisen verkehrte, nahm Bismarck das Attentat zum Anlass, das Verbot der Sozialdemokraten zu fordern. Emil Max Hödel wurde später zum Tode verurteilt und hingerichtet. Knapp einen Monat später, am 02.06.1878, fand ein weiteres Attentat auf den Kaiser statt. Diesmal schoss ein Mann namens Karl Eduard Nobiling mit einer Schrotflinte auf den 81jährigen, wobei der Kaiser verletzt wurde. Passanten überwältigten Nobiling, der versuchte sich selbst zu erschießen. Bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte, erlag Nobiling jedoch seinen Verletzungen und konnte so nie verurteilt werden. Mit diesem Ereignis gelang es Bismarck nunmehr sein Sozialistengesetz im Reichstag durchzubringen. Doch Wilhelm wollte seine Beliebtheit im deutschen Volk nicht verlieren, so traf er einige Maßnahmen, die zur Befriedigung des deutschen Volkes dienten und liberale Wünsche erfüllte, wie zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit und erste Mutterschutzvorschriften. Außerdem wurde die Gewerbeordnung vom Norddeutschen Bund übernommen, welche unter anderem die Gewerbefreiheit beinhaltete. Darüber hinaus wurden Zusammenschlüsse von Arbeitnehmern, also Gewerkschaften, erlaubt. So kam es auch, dass der Tod des fast 91 jährigen Wilhelms, am 9. März 1888, das deutsche Volk sehr bestürzte und überall im Land ihm zu ehren Denkmäler aufgestellt wurden.

6. Das Denkmal und die historische Realität


Abb. 7

Das Denkmal sollte den Zweck erfüllen, die bestehende Vaterlandsliebe zu fördern, die zu Lebzeiten Wilhelms im ganzen Land herrschte. Denn nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen zu Anfang des 19. Jahrhunderts und mit der Gründung des Deutschen Bundes um 1815 war fast jeder Deutscher auf der Suche nach einem einheitlichen Deutschland. Man wollte dieses geteilte Deutschland nicht akzeptieren, welches aus vielen souveränen Einzelstaaten bestand. Doch erst unter der Regierung König Wilhelms von Preußen kam man der Erfüllung des Wunsches nach einem Einheitlichen Deutschland sehr nahe. Und ihm gelang es letztendlich mit den drei Einigungskriegen, die der von Wilhelm gewählte Ministerpräsident Bismarck in die Wege leitete, diesen Wunsch zu erfüllen. Denn mit Hilfe von Bismarck gelang es Wilhelm I. 1871 das Deutsche Reich zu gründen und zum Kaiser proklamiert zu werden. Nun war die nationalstaatliche Einheit geschaffen worden, in welcher das deutsche Volk vereint war und über welchem ein Kaiser stand. Danach wurde Kaiser Wilhelm I. als eine Art Held angesehen, was sich im Denkmal in Düsseldorf widerspiegelt. Denn Wilhelm wird mit diesem Denkmal als mächtig und heldenhaft dargestellt, welches von seiner Uniform, aber besonders von seiner aufrechten Haltung auf seinem mächtigen Ross ausgeht. Weiterhin wird der Stolz der gewonnenen Einigungskriege, die zu dieser Einheit führten, verdeutlicht. Dies wird besonders an den zwei Figuren deutlich, die neben dem Kaiser zu sehen sind, denn diese stehen für Krieg und für Sieg und begleiten Wilhelm auf Schritt und Tritt. Zum anderen vermittelt die Inschrift auf dem Denkmal die Dankbarkeit Düsseldorfs und zeichnet Wilhelm als Gründer des Deutschen Reiches aus (siehe Abb. 7). Also kann man allgemein sagen, dass das Denkmal den Patriotismus und auch die Dankbarkeit der Düsseldorfer sehr deutlich macht. Jedoch wird durch dieses Denkmal Wilhelms Zurückhaltung aus politischen Entscheidungen total verschwiegen. Denn wenn man sich die Geschichte genau anguckt, wird sehr deutlich, dass Wilhelm dem Ministerpräsidenten und Reichskanzler Bismarck alle wichtigen politischen Entscheidungen überließ. Denn es gelang Bismarck all seine Ansichten gegenüber dem König und späteren Kaiser durchzusetzen und so war es auch Bismarck, der alle drei Einigungskriege in die Wege geleitet hatte. Die Dankbarkeit des Volkes für die Reichgründung sollte nicht allein Kaiser Wilhelm I. gelten, sondern in besonderem Mape Bismarck. Der einzige Hinweis auf die wichtige Beziehung zwischen Kaiser Wilhelm I. und Bismarck wird angedeutet, indem das Bismarck-Denkmal dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal direkt gegenüber gestellt wurde, doch Hinweise direkt auf dem Denkmal sind nicht vorhanden. So spiegelt es also nicht die komplette Wahrheit wider, sondern verschweigt wichtige Details.

7. Das Denkmal heute

: Wie wirkt das Denkmal auf die Leute und hat es ihrer Meinung nach heute noch eine Existenzberechtigung ?

In einer Umfrage versuchte ich herauszufinden, wie das Denkmal heute auf die Menschen wirkt und ob sie dem Denkmal heute noch eine Existenzberechtigung zusprechen. Das Ergebnis war nicht besonders überraschend und die befragten Menschen antworteten alle sehr ähnlich. Das Denkmal wirkte auf alle sehr pompös und imposant. Die Haltung von Kaiser Wilhelm I. auf seinem Ross lässt ihn, nach Meinung der Befragten, sehr siegessicher, stolz und mächtig erscheinen. Schon allein, dass der Künstler Wilhelm mit dieser Haltung im Denkmal verewigte, drücke einen unglaublichen Respekt gegenüber dem Kaiser aus. Weiterhin bewirkten die Engel, die an dem Denkmal angebracht sind, dass es sehr glorreich erscheine. Auf einige Personen, die sich mit dem geschichtlichen Hintergrund dieses Denkmals nicht auskannten, wirkte es, als verberge sich hinter diesem eine heldenhafte und ruhmreiche Vergangenheit mit einer interessanten Geschichte, von welcher man mehr erfahren möchte. Also ist allgemein zu sagen, dass das Denkmal auf alle Befragten einen positiven Eindruck gemacht hat.

Auch auf die Frage nach der Existenzberechtigung bekam ich einige Antworten. Es kam hierbei heraus, dass alle Befragten diesem Denkmal eine Existenzberechtigung zuschrieben. Zur Begründung wurde erklärt, dass dieses Denkmal die Leute und auch folgende Generationen an die Vergangenheit und besonders an die Erfolge der deutschen Geschichte erinnern solle. Außerdem solle das Interesse an deutscher Geschichte gefördert und verhindern werden, dass die Vergangenheit in Vergessenheit gerät. Zum Schluss wurde noch behauptet, dass alle Denkmäler, so auch das des Kaisers, einzigartige Kunstwerke seien und schon allein deshalb eine Existenzberechtigung hätten.

8. Schlusswort

Eine der Hauptschwierigkeiten tauchte bei der Suche nach Materialien auf. Ich fing an mit einer Internet-Recherche und musste schnell feststellen, dass sich dort kaum Informationen über Kaiser Wilhelm I. geschweige denn über das Denkmal in Düsseldorf befanden. Also beschloss ich, mich auf Literatur, die es über dem preußischen König und deutschen Kaiser gibt, zu konzentrieren. Ich ging also zur Stadtbücherei Düsseldorf und fing an zu suchen. Ich fand einige Bücher, in denen Fakten über die Bauausführung des Denkmals standen; zu meiner Überraschung gab es jedoch in der ganzen Bücherei nur ein einziges Buch über Kaiser Wilhelm I.. Dieses Buch beschäftigte sich jedoch zu intensiv mit seiner Kindheit, Jugend und seiner Regierung als preußischer König, sodass ich über seine Jahre als deutscher Kaiser noch immer kaum Informationen hatte. Auch der Leistungskurs Geschichte konnte mir nicht weiterhelfen, da sie Kaiser Wilhelm I. im Unterricht nur am Rande besprochen hatten. Der Grund für diese Probleme war, dass überall behauptet wurde, dass Wilhelm immer im Schatten von Bismarck stand und so näher auf Bismarck, aber nicht Wilhelm eingegangen wurde. Ich beschloss also, mit den Materialien, die mir zur Verfügung standen, so gut wie möglich zu arbeiten. Doch generell kann ich sagen, dass diese Arbeit mein geschichtliches Wissen sehr erweitert hat und so auch mein allgemeines Wissen bereicherte. Schon allein aus diesem Grund war diese Arbeit, meiner Meinung nach, sehr sinnvoll.

9. Anhang

9.1. Bibliographie

Bücher:

  • K. H. Börner: Wilhelm I.. Deutscher Kaiser und König von Preußen Biographie. Köln: Pahl-Rugenstein Verlag 1984.

  • H. Delvos: Düsseldorfer Denkmäler, Gedenktafeln und Brunnen. Düsseldorf: L. Schwann Verlag 1938.

  • A. Houben, H. Maes: Düsseldorf in Stein und Bronze. Düsseldorf: Triltsch Verlag 1976.

  • Prof. Dr. B. Kugler: Kaiser Wilhelm der Große und seine Zeit. Leipzig: R. Walther’s Verlag 1897.

  • C. Looz- Corswarem, R. Purpar: Kunststadt Düsseldorf. Objekte und Denkmäler im Stadtbild. Düsseldorf: Grupello Verlag 1996.


Internetquellen:


  • Preußen: Chronik eines deutschen Staates.

http://www.preussen-chronik.de/episoden/009790.jsp


  • J. Engelbrecht, C. Looz-Corswarem: Krieg und Frieden in Düsseldorf.


http://www.grupello.de/dateien/C003.pdf


  • Das Kaiserreich: Deutsches Reich 1871-1918.

http://www.deutsche-kaiserreich.de/

  • Die Reichsgründung.

http://www.friedensschule.schulnetz.hamm.de/kultur/19jh/Reichsgr.htm


Bilder:

Abbildung 1: http://mitglied.lycos.de/thommy6/dd/gestern11.htm

Abbildung 2-4, 7: eigene Bilder von Robin Whited;

Abbildung 5: http://www.erziehung.uni-giessen.de/studis/Robert/wilhelm1.html

Abbildung 6: H. Müller: Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. Zürich: Meyers Lexikonverlag 1990

9.2. Formulare

Fragebogen für die Umfrage:


Ist Ihnen das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bekannt?


Kennen Sie den geschichtlichen Hintergrund zu diesem Denkmal?


Wie wirkt dieses Denkmal auf Sie?


Hat Ihrer Meinung nach dieses Denkmal noch eine Existenzberechtigung?


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