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Geschichte im Spiegel Duesseldorfer Denkmaeler
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Geschichte im Spiegel Duesseldorfer Denkmaeler
Heinrich-Heine-Gesamtschule

Der Hexengedenkstein in
Gerresheim, Düsseldorf

Eine Ausarbeitung von Alexander Meier
Klasse: 13


Nov. / Dez. 2004


Inhaltsverzeichnis


  1. 1. Vorwort
  2. 2. Name, Bezeichnung, Standort des Denkmals
  3. 3. Beschreibung des Denkmals
  4. 4. Die Entstehungsgeschichte des Denkmals
  5. 5. Intention, die mit dem Denkmal verbunden ist
  6. 6. Erläuterung des geschichtlichen Hintergrunds
  7. 7. Das Denkmal und die historische Realität
  8. 8. Das Denkmal heute
    1. 8.1 Die Wirkung auf den Betrachter
    2. 8.2 Hat das Denkmal heute noch Existenzberechtigung?
  9. 9. Schlusswort
  10. 10. Quellenangabe

1. Vorwort

Als im Geschichtsunterricht bekannt gegeben wurde, dass wir eine Facharbeit schreiben werden, habe ich dies zunächst nicht mit Begeisterung aufgenommen. Auf mich fiel das Thema "Der Hexengedenkstein in Gerresheim, Düsseldorf".

Es ist sicherlich nicht eines der berühmtesten Denkmäler in Düsseldorf und auch nicht jeder, der in Düsseldorf wohnt, wird diese Denkmal kennen oder gar wissen, wie es aussieht.

Was ist der Grund für dieses Denkmal und warum steht das Denkmal da, wo es heute steht?

Nun gilt es für mich herauszufinden, was es mit diesem Denkmal, das an die letzte Hexenverbrennung am Niederrhein erinnern soll, auf sich hat. Selbst ich kenne die genauen geschichtlichen Hintergründe nicht.

Es wird eine interessante Arbeit werden, da ich nun die Aufgabe habe, eines von nur zwei existierenden Hexendenkmälern in Deutschland zu analysieren.

2. Name, Bezeichnung, Standort des Denkmals

Diese schriftliche Ausarbeitung thematisiert das Hexendenkmal im Zentrum von Gerresheim. Es handelt sich hier um ein Denkmal, das im Volksmund auch der "Hexenstein" genannt wird. Der genaue Standort befindet sich in Gerresheim zwischen der Dreherstraße und der Schönaustraße. Zwischen diesen beiden Straßen steht das Hexendenkmal. Das Denkmal "schaut" auf den Schnittpunkt der beiden Straßen.

3. Beschreibung des Denkmals

Das Hexendenkmal oder auch der Hexenstein befindet sich in einem Dreieck, das zwischen der Dreherstraße und Schönaustraße liegt. Der Stein, der ein Gewicht von 4,6 Tonnen hat, ist nur über zwei Pfade zu erreichen, die von dem Bürgersteig zum Denkmal führen. Die restliche Fläche des Dreiecks ist mit Grünfläche und einzelnen Bäumen schlicht gehalten.

1)

Das Denkmal selber hat eine eigenartige Form, die in Düsseldorf ihresgleichen sucht. Es ist ein ungewöhnlicher wie auch schöner Gedenkstein. Das Denkmal ist in Anröchteer Dolomit geschlagen, bestehend aus einem Stück und stellt eine Frau dar. Es soll an die beiden Opfer des letzten Hexenprozesses am Niederrhein erinnern. An der Spitze des Denkmals ist ein Kopf abgebildet, der zum Schnittpunkt der Dreherstraße und der Schönaustraße schaut. Außerdem kann man den Hals, die Arme und die Haare sehen. Die Arme zeigen, wie die Frau mit ihrer Kraft die Fesseln und den Stein sprengen will. Es soll zeigen, wie sich die Frau befreit.

Auf der rechten Seite des Gedenksteins befindet sich eine Schnecke. Es ist das Symbol, welches für Leben und Tod und die Qualen der beiden Frauen steht.

Schaut man gerade auf das Denkmal der abgebildeten Frau, so ist eine Gedenktafel zu sehen, welche am Fuße des Denkmals ist.

Auf der Gedenktafel steht:


"Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Für Helene Mechthildis Curtens und Agnes Olmanns.

In Gerresheim am 19. August 1738 verbrannt.

Nach dem letzten Hexenprozess am Niederrhein

und für alle Gequälten und Ausgestoßenen".



Die Künstlerin Gabriele Tefke hat bewusst auf die Darstellung des Feuers verzichtet, da das Symbol Feuer in diesem Zusammenhang verherrlichend wirken würde.

4. Die Entstehungsgeschichte des Denkmals

Die Entstehungsgeschichte des Denkmals reicht bis ins Jahr 1987 zurück. Damals wurden die ersten Vorschläge gemacht, ein solches Thema zu behandeln. Die Hexenverfolgung zog sich über mehrere Jahrhunderte hin. Die Zahl der Opfer wird zwischen einigen Hunderttausend bis zu mehreren Millionen geschätzt. 92% der Opfer sind Frauen 2).

Einer Initiative gelang es, ein Denkmal für die letzte Hexenverbrennung am Niederrhein zu genehmigen.

Im Frühjahr 1988 wurde die Bildhauerin Gabriele Tefke für das Projekt engagiert. Sie ist sehr interessiert an Denkmälern und war sofort bei dem Projekt dabei. Bevor es aber soweit war, wurde viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet.

Im Jahre 1989 wurde mit den Arbeiten an dem Denkmal begonnen. Die Fertigstellung des Gedenksteins war im August 1989. Jedoch fehlte zu diesem Zeitpunkt noch die Inschrift, die danach rasch folgte.

Die Finanzierung des Gedenksteins fiel sehr preisgünstig aus. Nur 1000 Deutsche Mark hat damals der Stein, der an die beiden Opfer des letzten Hexenprozesses am Niederrhein erinnert, gekostet. Im Oktober des Jahres 1989 wurde der Platz für das Fundament fixiert.

Die feierliche und offizielle Übergabe des Gedenksteines war am 25. November 1989. Die Zeitungen waren voll von Berichten über den Hexenstein.

5. Intention, die mit dem Denkmal verbunden ist

Mit der Enthüllung des Gedenksteines sollte auch in Düsseldorf ein Zeichen gesetzt werden, um die grauenvollen Geschehnisse der Hexenverbrennung in Erinnerung zu behalten.

Helene Mechthild Curtens und Agnes Olmanns mussten unter Folter gestehen, dass sie mit dem Teufel im Kontakt standen. Sie hatten wenige Chancen aus diesem von falschen Zeugenaussagen geprägten Lügenprozess herauszukommen.

Die Antwort auf die Frage nach dem "Warum", dass fast ausschließlich Frauen als Hexen verbrannt wurden, lässt nur Mutmaßungen zu.

Vielleicht brauchte man Schuldige für Missernten, Armut und schlechte ärztliche Versorgung. Jedoch steht fest, dass die damalige katholische Kirche mit ihren rituellen Teufelsaustreibungen und den Zustimmungen zu Todesurteilen eine wichtige Rolle gespielt hat.

Doch auch heute noch werden Menschen im Namen der Staatsgewalt gefoltert und gemordet. Mit dem Gedenkstein sollen die Menschen aufgefordert werden, die Staaten anzuprangern, die Menschenrechte missachten.

Eine weitere Aussage des Denkmals ist, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar ist und dies soll nicht nur auf einem Blatt Papier stehen, sondern in der Gesellschaft praktiziert werden.

6. Erläuterung des geschichtlichen Hintergrundes

Der geschichtliche Hintergrund des letzen Hexendenkmals reicht bis in das Jahr 1737 zurück. Die Opfer des letzten Hexenprozess waren die erst 14jährige Helene Mechthildis Curtens und deren Nachbarin Agnes Olmanns. Olmanns war verheiratet und Mutter von drei Töchter.

Helene M. Curtens hatte Tücher mit merkwürdigen Zeichen herumgezeigt und Bekannten erzählt, dass sie von einem Mann besucht werde, der sich "Der Schwarze" nennt. Bei den ersten Verhören bestätigte das Mädchen die Gerüchte, die über sie im Umlauf waren. Auch danach behauptete sie weiterhin, sich mit dem "Schwarzen" zu treffen. Außerdem würde der Mann die Kunst des Unsichtbarmachens erklären. Die Nachbarschaft bestätigt die Gerüchte um Helene M. Curtens Zauberkräfte.

Nur die Eltern versicherten, dass das alles nur Humbug sei, denn selbst Helene M. Curtens zieht Ihre Aussage merkwürdigerweise nicht zurück, obwohl sie wusste, dass die Hexerei mit der Verbrennung bestraft wird. Sie hätte damit die Möglichkeit gehabt, aus dem Gefängnis herauszukommen. Doch so blieb sie im Gefängnis - und das für knapp 1 ½ Jahren, denn das Gericht wusste nicht, was es mit Helene M. Curtens anfangen sollte.

Dadurch hat Ihr geistiger Zustand sehr gelitten. Gutachter interpretierten ihre Krankheit als Teufelspakt und dass Helene M. Curtens von Teufel besessen war.



Komplett anders reagierte dagegen Agnes Olmann bei Ihrer Verhaftung. Sie wurde beschuldigt, Helene M. Curtens mit dem "Schwarzen" zusammengebracht zu haben. Außerdem soll sie ihren eigenen Töchtern das Hexen beigebracht haben. Zahlreiche Bestätigungen gab es von Nachbarn, Bekannten und sogar von dem eigenen Ehemann, die alle das unheimliche Können der Frau bestätigten.

Agnes Olmann beteuerte beharrlich auf Ihrer Aussage, dass sie keine Hexe sei. Da sie aber nicht geständig war, wurde sie gefoltert. Unter den unendlichen Schmerzen der Folter, beispielsweise den Daumenschrauben und den "Spanischen Stiefeln" gesteht Agnes Olmann ihre angeblichen Taten und besiegelt damit ihr Todesurteil.

Am 24. Juli 1738 wurden Helene M. Curtens und Agnes Olmann wegen nachgewiesenem Teufelspakt und Teufelsbuhlschaf, Gotteslästerung und Schadenszauber zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Eine Erdrosselung vor der Verbrennung wird abgelehnt.

Und so wurden am Dienstag, den 19. August 1738, in Gerresheim zwei unschuldige Frauen lebendig verbrannt.

7. Das Denkmal und die historische Realität

Das Denkmal gibt sehr deutlich die historische Realität wieder, da bewusst auf das Feuerzeichen verzichtet wurde, damit das Denkmal die Vergangenheit nicht verherrlichend darstellt.

Die Symbole wie die Schnecke, die Frau und die Haare (oder sind es Fesseln?), umfassen alle charakterisierenden Merkmale der Hexenverfolgung und der dazugehörigen Hexenverbrennung.

Auch die Wahl des Steins - Anröchteer Dolomit - zeigt die brutale Realität, denn in diesem Stein gehören Einschlüsse wie die Schnecke dazu und man weiß nie, worauf man als nächstes stößt. So war es auch in den Gerichtsakten der verurteilten Frauen.

8. Das Denkmal heute

8.1 Die Wirkung auf den Betrachter

Der Gedenkstein der letzten Hexenverbrennung am Niederrhein 1738 wirkt auf den Betrachter als ein Mahnmal für Toleranz der Andersartigkeit. Kennt man den geschichtlichen Hintergrund, so bekommt die Gestaltung des Denkmals eine dramatische Wendung.

Steht man vor dem Gedenkstein, werden viele Fragen aufgeworfen: Was sind das für Kreise? Was sollen die langen Einkerbungen an den Seiten symbolisieren und was hat das alles mit einer Frau zu tun?

All diese Fragen werden beantwortet, wenn man den geschichtlichen Hintergrund kennt.

Der Betrachter bekommt einen ganz anderen Eindruck von dem Denkmal, es ist ein Mahnmal für Toleranz Menschen gegenüber, die "anders" sind. Diese Menschen haben ein Recht auf ein würdiges Leben, auch wenn sie in der Gesellschaft nicht akzeptiert werden und damals als Hexen galten.

Die Gedenktafel mit der Inschrift, dass die Würde des Menschen unantastbar ist zeigt deutlich, dass alle Menschen ein würdiges Leben verdient haben.

Die seitlichen Einkerbungen, die Arme, symbolisieren Kraft und Willensstärke, sich aus den Missfängen der Gesellschaft befreien zu wollen.

8.2 Hat das Denkmal heute noch Existenzberechtigung?

Der Gerresheimer Hexenstein, der im Zentrum von Gerresheim steht, hat heute noch eine Existenzberechtigung.

In der heutigen Zeit werden immer noch Menschen auf Befehl von höheren Gewalten gefoltert und gemordet.

Das Denkmal soll die Menschen zur Mithilfe aufrufen, Staaten auf die Menschenrechte, aber vor allem auf die Würde des Menschen aufmerksam machen, die diese missachten.

Nicht nur in der Vergangenheit gab es Menschen, die "anders" waren und als Hexen galten. Auch heute noch werden Menschen, die als "nicht normal" gelten, verspottet.

Der Gedenkstein ist von großer Bedeutung, weil er immer an die Qualen der Menschen erinnert, die in der Gesellschaft keinen würdigen Platz gefunden haben.

9. Schlusswort

Wie schon im Vorwort erwähnt, war ich nicht glücklich mit der Bekanntgabe der Facharbeit und schon gar nicht mit dem Thema: Das Hexendenkmal in Düsseldorf. Vergleicht man hier Kriegerdenkmäler mit Hexendenkmälern so sind die Kriegerdenkmäler eindeutig in der Überzahl. Von den Kriegerdenkmälern existieren in Deutschland bestimmt Hunderte ihrer Art und von den wenig bekannten Hexendenkmälern gibt es nur zwei in Deutschland.

Die Schwierigkeit bei dieser Facharbeit waren die spärlichen Informationen über dieses Hexendenkmal, das in Gerresheim an der Dreherstraße steht.

Zunächst verbrachte ich zwei Stunden in der Suchmaschine "Google" im Internet, um gescheite Informationen zu erhalten. In diesem Fall habe ich gemerkt, dass es trotz moderner Medien sehr schwer ist, brauchbare Informationen zu diesem Thema zu finden. Meine Ausbeute aus dem Internet sind ganze drei DIN A-4 Seiten, auf denen sich vier verschiedene Texte finden, die den gleichen Inhalt haben.

Ich brauchte also Hilfe, wenn ich diese Arbeit schreiben wollte und diese bekam ich von der Großmutter meiner Freundin in Form eines Buches, das sich ausschließlich mit diesem Denkmal beschäftigt.

Mit diesem Buch also gelang es mir, eine kurze, aber hoffentlich informative Arbeit zu schreiben. Die Texte zu bearbeiten war eindeutig leichter, als die Suche nach ihnen.

Trotzdem war es eine Arbeit, die ich mir nicht noch einmal wünschen möchte und dennoch habe ich viel über die Hexenverfolgung und Hexenverbrennung gelernt.

10. Quellenangabe

  1. Homepage:

http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/ frauchenarchiv/geschichte/bunte_portrait.html



  1. Homepage:

http://www.fest-der-2000-frauchen.de/historifrauen.html



  1. Homepage:

http://www.klapse.de/klapse02/46text.html



  1. Homepage:

http://www.mariavonmagdala.de/rundbrief/magdala-rundbrief-1-2002.pdf



  1. Buch:

Bunte, Monika; "Der Gerresheimer Hexenstein"; Herausgeber: "Arbeitskreis Hexengedenkstein"

1 Eigene Bilder, November 2004

2 http://www.klapse.de/klapse02/46text.html

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