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Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Lernort der Geschichte

Das Haus der Wannsee-Konferenz wendet sich mit einem differenzierten Bildungsangebot an Schüler aller Schularten, Jugendliche in der Berufsausbildung, Lehrer und Ausbilder sowie Erwachsene in der politischen und beruflichen Weiterbildung.
An diesem Ort muß untersucht werden, inwieweit die nationalsozialistische Völkermordpolitik in spezifisch deutschen Traditionen ihre Wurzeln hat. Dies betrifft die ideologische Vorbereitung, die systematische Planung und die Durchführung des Massenmords als Verwaltungsvorgang, der vom gesamten Staatsapparat und einer großen Helferschar zum Teil in vorauseilendem Gehorsam mit technisch-burokratischer Perfektion unerbittlich vollzogen worden ist.

Geschichte ist nicht nur politische Ereignisgeschichte. Alle Bereiche der Gesellschaft haben ihre einschlägige Vergangenheit. Fast jede Berufsgruppe, jede Institution hatte mit der Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden zu tun, die zu unerwünschten "Ballastexistenzen" erklärt wurden. Es ist vor allem zu fragen, wie und weshalb die kommunalen und staatlichen Verwaltungen bei der Vorbereitung, Planung und Durchführung des Völkermords so reibungslos funktionierten.
In berufsspezifischen Seminaren können Auszubildende und Berufstätige aus den verschiedenen Institutionen des öffentlichen Dienstes, z. B. der Justiz, der kommunalen Finanz-, Gesundheitsund Sozialbehörden sowie dem Militär und der Polizei, aber auch aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur an Dokumenten und Fachzeitschriften aus der NS-Zeit untersuchen, wie auch ihre Berufsgruppe damals arbeitsteilig an der Durchführung der "Endlösung" beteiligt war. Obwohl wir heute in einem demokratisch verfaßten Staat unter anderen politischen Bedingungen leben, bleibt doch die Frage aktuell, inwieweit Denk- und Verhaltensweisen, die den Menschen zum bloßen Objekt von Verwaltungshandeln machen, überwunden sind.

Die Aneignung von Geschichte soll sich in Fragestellungen und Arbeitsformen an dem Kenntnis-stand, den Interessen und Bedürfnissen der Adressaten orientieren. Umgang mit der Geschichte wird in der Gedenkstätte als aktiver Prozeß verstanden. Wichtigste Methoden sind das Gespräch, die Gruppenarbeit, entdeckendes eigenverantwortliches Lernen anhand von Dokumenten, ergänzt durch praktische und kreative Arbeitsformen sowie gestaltpädagogische Ubungen, die das individuelle Wahrnehmungsvermögen erweitern und vertiefen können.

Ein Team von pädagogisch-wissenschaftlichen Mitarbeitern bietet Gruppen Beratung und Hilfe bei der Planung und Durchführung von Seminaren an, organisiert Veranstaltungen mit den jeweiligen Partnern, bereitet Vorträge und Arbeitsmaterialien vor, moderiert die Gesprächsgruppen und assistiert bei der Arbeit mit Dokumenten.

Angebot an Schulen und außerschulische Bildungsträger

Zum Angebot des Hauses gehören Führungen durch die ständige Ausstellung sowie die Durchführung von Studientagen, von Veranstaltungen zur Vor- und Nachbereitung von Studienfahrten nach Polen und Israel und von mehrtägigen Seminaren. Sie können mit Stadterkundungen zu Orten der jüdischen Geschichte, der Verfolgung und des Widerstands verbunden werden. Die Mitarbeiter der Bildungsabteilung bieten außerdem Unterstützung bei der Planung und Vorbereitung von Tagungen, internationalen Begegnungen, Gedenkstättenfahrten und längerfristiger Projekten an.
Ein Thema aus der Geschichte des Nationalsozialismus bzw. der jüdischen Geschichte kann an einem Studientag oder in mehrtägiger Projektarbeit exemplarisch erarbeitet und diskutiert werden. Dabei können sich die Teilnehmer vertiefend und über die Themen der Ausstellung hinausgehend in Gesprächskreisen, durch die Analyse von Filmen und Dokumenten und in produktorientierter Arbeit eingehend mit folgenden Themenbereichen auseinandersetzen:
  • Judentum und jüdisches Leben in Europa vor 1933
  • Juden unter nationalsozialistischer Herrschaft
  • Vorgeschichte und Herrschaft des Nationalsozialismus
  • Planung und Organisation des Völkermordes
  • Die Nachwirkungen des NS-Regimes auf Politik und Gesellschaft seit 1945
  • Auswirkungen der NS-Verbrechen auf die Uberlebenden und ihre Nachkommen
  • Die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und seinen Verbrechen in Deutschland heute
  • Kontinuitätslinien

Außerdem werden Workshops mit Methoden der Gestaltpädagogik und der themenzentrierten Interaktion angeboten.

Da das Haus keine Übemachtungsmöglichkeiten hat, werden mehrtägige Seminare in Kooperation mit anderen Bildungsstätten durchgeführt, die über entsprechende Einrichtungen verfügen.

Die Mediothek

Die Bildungsarbeit wird durch eine Mediothek ergänzt, die aus einer Präsenzbibliothek, einer Dokumentensarnmlung auf Mikrofilm und Mikrofiche sowie einer Video-, Film-, Foto- und Tonquellensammlung besteht.
Die Bibliothek enthält, neben pädagogischer Fachliteratur und Nachschlagewerken, Augenzeugenberichte, Erinnerungen und andere Quellen sowie Zeitschriften, Forschungsliteratur und literarische Werke zu den Themen Nationalsozialismus, Verfolgung und Völkermord, Antisemitismus, Rassismus, Neonazismus sowie Geschichte der Juden in Europa.
Die Mediothek dient vor allem dem entdeckenden Lernen der Seminarteilnehmer. Bücher und andere Medien stehen aber auch Einzelbesuchern zur Benutzung am Ort zur Verfügung. Seminar-gruppen und Einzelbesucher haben die Möglichkeit, sich bei der themenspezifischen Zusammenstellung von Materialien und Bibliographien beraten zu lassen.

Anmeldung

Für Führungen, Studientage und Seminare ist eine rechtzeitige telefonische oder schriftliche Voranmeldung erforderlich.

Gedenkstatte Haus der Wannsee-Konferenz
Am Großen Wannsee 56-58, 14109 Berlin
Tel:(030) 805 001- 0, 805 001-26;
Fax.:(030) 805 00 1-27


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