Julius Leber (1891-1945), am 20. Oktober 1944 vor dem Volksgerichtshof.
Dr. rer. poL.; seit 1913 Mitglied der SPD; 1921-33 Mitglied der Lübecker Bürgerschaft und Chefredakteur der sozioldemokratischen Zeitschrift "Lübecker Volksbote"; 1924-33 Reichstagsobgeordneter. Leber wurde bereits 1933 mehrfach verhaftet und war von Juni 1933 bis Mai 1937 in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern. Er gehörte zu den führenden Köpfen des deutschen Widerstands und arbeitete mit der militärischen Opposition und der Gruppe um Goerdeler wie auch mit dem "Kreisauer Kreis" zusammen. Im Falle eines erfolgreichen Umsturzes sollte Leber das Innenministerium übernehmen.
Er wurde am 5. Juli 1944 erneut verhaftet; nach Haftaufenthalten im Zuchthaus Brandenburg, in der Sicherheitspolizeischule Drögen/Mecklenburg, im Konzentrationslager Ravensbrück (Zellenbau) und im Gefängnis Lehrter Straße war er, vermutlich seit dem 14. Oktober 1944, in der Prinz-Albrecht-Straße 8 inhaftiert. Am 20. Oktober 1944 wurde er zum Tode verurteilt und am 5. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet.
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Adolph Reichwein (1898-1944), am 20. Oktober 1944 vor dem Volksgerichtshof.
Dr. phil.; seit 1930 SPD-Mitglied; 1929-30 persönlicher Referent beim preußischen Kultusminister Becker; 1930-33 Professor für Geschichte und Staatsbürgerkunde an der Pädagogischen Akademie in Halle/Saale; ab September 1933 Lehrer an einer Dorfschule in Tiefensee bei Berlin; 1939-44 Tätigkeit am Staatlichen Museum für deutsche Volkskunde in Berlin. Reichwein stand in intensivem Kontakt zu Helmuth von Moltke und anderen Angehörigen des "Kreisauer Kreises" und war für den Fall eines geglückten Umsturzes als Kultusminister vorgesehen.
Bei dem Versuch, zusammen mit Julius Leber Verbindung zum kommunistischen Widerstand herzustellen, wurde er am 4. Juli 1944 verhaftet und zunächst im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert. Von dort wurde er zu Verhören nach Berlin gebracht, wahrscheinlich in die Prinz-Albrecht-Straße 8. Nach dem 15. August 1944 war er im Gefängnis Lehrter Straße inhaftiert, ab 14. Oktober 1944 im "Hausgefängnis" Prinz-Albrecht-Straße 8, Er wurde am 20. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am gleichen Tage in Plötzensee hingerichtet.
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Gustav Dahrendorf (1901-54), am 20. Oktober 1944 vor dem Volksgerichtshof.
Seit 1918 Mitglied der SPD; 1928-33 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft; 1932-33 Reichstagsabgeordneter; 1921-33 Mitglied des SPD-Landesvorstandes Hamburg.
Dohrendorf war von Mai bis Juli 1933 im Konzentrationslager Fuhlsbüttel; seit 1934 lebte er in Berlin, wo er, später in führender Position, bei der Preussag arbeitete. Er stand in engem Kontakt zu Leber, Leuschner und anderen sozialdemokraten und Gewerkschaftern im Umkreis des "20. Juli".
Am 23. Juli 1944 verhaftet, wurder er nach Haftaufenthalten in Konzentrationslager Ravensbrück und im Gefängnis Lehrter Straße am 14. Oktober 1944 in die Prinz-Albrecht-Straße 8 eingeliefert. Am 20. Oktober 1944 wurde er zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt und in das Zuchthaus Brandenburg verlegt; dort wurde er im April 1945 befreit.
1945 Mitglied des Zentralausschusses der SPD in Berlin;1947-49 Vizepräsident fuer die drei Westzonen.
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