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Heine und die Humboldt-Universität

Ende August wird Zweitguss aufgestellt

"Wenn ein Kunstwerk für einen bestimmten Platz geschaffen wurde, dann ist es nicht befriedigend, wenn es dort nicht aufgestellt wird", sagte Kultursenator Christoph Stölzl gestern Vormittag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Die CDU-Fraktion hatte nach dem jüngsten Beschluss, einen Zweitguss des Heinrich-Heine-Denkmals am Ostflügel der Humboldt-Universität aufzustellen, noch einmal Diskussionsbedarf angemeldet. Am 9. Juni hatten sich das Landesdenkmalamt, die bezirkliche Denkmalbehörde und die Universität auf den Standort geeinigt. "Diese Idee ist Teil einer Gesamtkonzeption für die Freiflächen der Humboldt-Universität", erläutert Frank Keitel von der obersten Denkmalbehörde. Ende August soll der Guss, nachdem ein Sockel gebaut wurde, aufgestellt werden. Dagegen hatten gestern auch die Abgeordneten nichts einzuwenden. Wenngleich der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Uwe Lehmann-Brauns, klar machte, dass er den Standort nur als vorrübergehendes "Asyl" betrachtet.
Ursprünglich sollte das Denkmal, das der Bildhauer Waldemar Grzimek anlässlich des 100. Todestages Heinrich Heines (1797 - 1856) geschaffen hatte, im Kastanienwäldchen hinter der Neuen Wache aufgestellt werden. Doch den DDR-Funktionären missfiel die Plastik - sie war zu wenig kämpferisch - deshalb wurde sie an den Park am Weinbergsweg verbannt.
Seit 1997 dauert nun die Diskussion darüber an, Heine am ursprünglich gedachten Ort zu ehren. Da man den Anwohnern am Weinbergspark "ihren Heine" nicht wieder wegnehmen wollte, kam die Idee für einen Zweitguss auf - nicht zu verwechseln mit einer Kopie, denn die Original-Gipsformen sind im Grzimek Nachlass erhalten. Kunst-Mäzen Peter Dussmann übernahm die Kosten für den Bronzeguss in Höhe von 250000 Mark, so dass der Zweitguss, der seit etwa einem Jahr in der Friedenauer Bildgießerei Hermann Noack lagert, nun aufgestellt werden kann.
Die SPD-Fraktion hat "im Moment" keine Probleme mit dem Standort an der Humboldt-Uni, so die kulturpolitische Sprecherin Irana Rusta: "Ob das Kastanienwäldchen nicht doch der schönere Ort ist, kann man später diskutieren.". Im Bezirk ist man zufrieden mit der Lösung, so stünde Heine in Beziehung zu den Linden und zum Platz der Märzrevolution, meint Baustadrat Thomas Flierl (PDS). Wie das Forum Fridericianum mit seinen vielfältigen historischen Schichten und Denkmalen in Zukunft gestaltet wird, soll ein Gesamtkonzept beantworten - dafür hatte die BVV in Mitte bereits 1998 votiert.
Für Frank Keitel von der obersten Denkmalbehörde war zunächst wichtig, dass "Heine in den Bereich" nahe dem Ursprungsort rückt. "Eine Gesamtdebatte zum Forum Fridericianum sollte man nicht übereilen", sagt er. "Vielleicht geht ja die nächste Generation unbefangener mit diesem Ort um."

Andrea Puppe (Berliner Morgenpost vom 11.Juli 2000)

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