top_left top_right
 

Facharbeiten

Heinrich-Heine-Gesamtschule







Die sozialen Folgen der

Industrialisierung in Düsseldorf









Facharbeit im Leistungskurs

Geschichte bei Herrn Köster

von

Raphael Münch











Schuljahr 2002/2003

Abgabedatum: 21.02.2003





Inhaltsverzeichnis


1.Vorwort 2

2. Einleitung 3

2.1 Vor der Industrialisierung 3

2.2 Beginn der Industrialisierung 3

2.3 Inmitten der Düsseldorfer Industrialisierung 4

3. Soziale Folgen für die Arbeiter und ihre Familien 5

3.1 Lohnverhältnisse der Arbeiter 5

3.2 Wohnverhältnisse Düsseldorfer Fabrikarbeiter 6

3.3 Gesundheitliche Verfassung der Fabrikarbeiter 7

3.4 Kinderarbeit in Düsseldorf 7

3.5 Ernährung der Arbeiter 9

4. Soziale Folgen für die Stadt Düsseldorf 10

4.1 Das rapide Bevölkerungswachstum 10

4.2 Zuwanderer 10

4.3 Wohnungsnot 11

4.4 Armutsbekämpfung 12

4.5 Epidemien, Volkskrankheiten und medizinische Versorgung 14

5. Arbeiterbewegung 16

5.1 Die Anfänge: Ferdinand Lassalle und die Gräfin Hatzfeldt 16

5.2 Politische Düsseldorfer Vereine zur Zeit der Industrialisierung 17

6. Schluss 19

7. Reflexion 20

8. Anhang: Anmerkungen

Bibliographie

Formulare


1. Vorwort


Ich habe mich für eine Facharbeit im Fach Geschichte entschieden, weil mir dies am ehesten zusagte. Aus den vorgeschlagenen Themen wählte ich „Die sozialen Folgen der Industrialisierung in Düsseldorf“, weil dies mich interessierte.

Am Anfang konnte ich mir noch nicht viel unter Industrialisierung in Düsseldorf vorstellen. Heute gibt es in Düsseldorf so gut wie keine Industrie, nicht ohne Grund wird Düsseldorf die „Verwaltungsstelle des Ruhrgebiets“ genannt.

Die Industrialisierung hatte ich bereits im Geschichtsunterricht durchgenommen. Daher wusste ich auch, dass dieses Thema zeitlich noch gar nicht so weit zurückliegt.

Die sozialen Folgen waren auch im Geschichtsunterricht behandelt worden. Daher sagte mir dieses Thema zu.

In dieser Facharbeit versuche ich nun die sozialen Folgen der Industrialisierung, beschränkt auf die Stadt Düsseldorf und den nahsten Umkreis (Rath z.B. lag damals außerhalb des Stadtkerns), näher zu erläutern.


2.Einleitung


2.1 Vor der Industrialisierung


1795 hatten die Franzosen Düsseldorf, in Folge der napoleonischen Kriege, erobert und als Waffenlager genutzt. Der Vertrag von Lunéville regelte 1801 die politischen Verhältnisse in Düsseldorf neu. Bevor die Franzosen die Festung Düsseldorf jedoch verließen, mussten große Teile von ihr zerstört werden. Am 31. Mai 1801 waren die Hauptwerke sowie Außenschanzen zerstört. Im Friedensvertrag war die Auflage gestellt worden, die Festung nie wieder aufzubauen. Das schuf der Stadt Düsseldorf neue Entwicklungsmöglichkeiten, denn durch den Wegfall des Festungsgürtels, konnte eine riesige Freilandfläche bebaut werden. Der Hofbaumeister Kaspar Anton Huschberger arbeitete ein Gutachten über die städtebauliche Entwicklung Düsseldorfs aus. Es wurden seine Ideen, wie z.B. die Bepflanzung der Königsallee, größtenteils in die Tat umgesetzt. 1809 war von den Festungswerken kaum noch etwas zu sehen. Im selben Jahr erhielt der Architekt Adolph von Vagedes den Auftrag, die städtebaulichen Maßnahmen fortzuführen.


2.2 Beginn der Industrialisierung


In Düsseldorf begann die Industrialisierung um 1850, vorerst aber nur sehr zögerlich, den die ruhige Gartenstadt Düsseldorf schien die Vorboten der Industrialisierung zu verschlafen. Die ersten großen Industrieunternehmen waren Poensgen, die Gussstahl herstellte, Piedbeouf, die im Kesselbau tätig waren, Wagner, die im Wagonbau tätig waren, und die Hohenzollern, die in Düsseldorf ein Lokomotivwerk hatten.

Die Kernbereiche der Industrialisierung betrafen jedoch nicht den Kern Düsseldorfs (siehe Grafik), sondern lagen außerhalb des Stadtkerns. Die Industrien, die vorwiegend auf dem Gebiet der Eisenverarbeitung tätig waren, siedelten sich mit Vorlieben an den Eisenbahnstrecken Düsseldorfs an. Düsseldorf verfügte zur damaligen Zeit über ein sehr gut ausgebautes Eisenbahnnetz, worin man auch die Begründung sehen kann, warum sich gerade Wagon- und Lokomotivhersteller sich in Düsseldorf ansiedelten. 1858/59 zählte Düsseldorf 48848 Einwohner, 1860/61 wurden 49639 gezählt. Nur knapp die Hälfte der Düsseldorfer Bevölkerung war auch in Düsseldorf geboren, die meisten Zuwanderer kamen aus dem Rheinland, die meisten Zuwanderer aus dem Ausland kamen aus Polen und Belgien. 1862 wurden 12896 Gewerbetätige gezählt. Laut der Handelskammer waren davon 3000 in Düsseldorfer Fabriken tätig. Die Düsseldorfer Gewerbezählung zählte allerdings nur 1862 Fabrikarbeiter. Daraus lässt sich vermuten, dass die gerundete Zahl der Handelskammer falsch sind bzw. geschönt wurde.

Karte: Düsseldorf 1879, rote Felder sind Kern Bereiche der Industrialisierung. Quelle:www.duesseldorf.de


In Düsseldorf gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht genug Arbeitgeber für 3000 Fabrikarbeiter. Der größte damalige Arbeitgeber waren die „Düsseldorfer Röhren“ (Poensgen) mit 249 Beschäftigten. Mit größerem Abstand folgte „PDC“ (Piedboeuf, Dawans und Co.) mit 145 Beschäftigten. Das Verhältnis zwischen den Arbeitern und Fabrikbesitzern war zu dieser Zeit, aufgrund der niedrigen Beschäftigungszahl, sehr persönlich.


2.3 Inmitten der Düsseldorfer Industrialisierung


1875/76 handelt es sich bei den Düsseldorfer Fabriken nicht um industrielle Großbetriebe, sondern eher um große Manufakturen oder Handwerksbetriebe. Dennoch war die Industrialisierung in Düsseldorf voll angelaufen. Der damalige Düsseldorfer Fabrikarbeiter glich einem Handwerker. Die große Masse der Düsseldorfer Bevölkerung verdiente bis ca. 1875 ihren Lebensunterhalt nicht in der Industrie.


3. Soziale Folgen für die Arbeiter und ihre Familien


3.1 Lohnverhältnisse der Arbeiter


Tabelle: Tageslöhne der Beschäftigten einiger Düsseldorfer Unternehmen. Quelle: Balkenhol, 44


Tagelöhner, Handwerksgesellen und Fabrikarbeiter lebten zumeist am Rande des Existenzminimums. Wobei es den Handwerksgesellen schlechter ging als den Fabrikarbeitern, denn die Handwerksgesellen verdienten weniger und wurden wesentlich schlechter behandelt. Die Düsseldorfer Handwerksgesellen wurden als politisch radikal eingestuft.

Zudem schienen einige von ihnen bekennende Anarchisten zu sein. Aber auch in den Industriebetrieben wichen die Löhne stark voneinander ab (siehe Tabelle). Laut Balkenhol zahlte die Düsseldorfer Industrie Durchschnittslöhne. Tagelöhner vegetierten vor sich hin, z.B. verdiente ein Fabrikarbeiter bei der Firma Hahn 1877 50 Mark in der Woche, ein Tagelöhner jedoch nur 15 Mark.

Der Unterschied zu den Reichsdurchschnittslöhnen ist minimal.

Absolutes Schlusslicht bei den Durchschnittslöhnen in Düsseldorf ist die Textilindustrie.



3.2 Wohnverhältnisse Düsseldorfer Fabrikarbeiter


Angesichts der sehr dürftigen Einkünfte der Düsseldorfer Fabrikarbeiter waren die

Behausungen oft im schlechten Zustand. Die Behausungen waren eng und unhygienisch. So musste das einzige vorhandene Bett mit mehreren (teils fremden) Personen geteilt werden. Besonders schlecht ging es den nach Düsseldorf Zugewanderten. Man muss allerdings auch bedenken das die Kleinbauern, Tagelöhner, Knechte und Dienstboten in der Eifel noch ärmlicher lebten und zudem kein geregeltes Einkommen hatten. In Düsseldorf hatten sie wenigstens ein geregeltes Einkommen.


Über katastrophale Wohnverhältnisse verfügten die Arbeiter der Düsseldorfer Ziegeleien (gilt jedoch auch für andere Städte). Nach 1860 wuchs die Anzahl der Ziegeleien explosionsartig. Selbst die Düsseldorfer Gewerbeaufsicht bezeichnete die Lebensumstände als dringend änderungsbedürftig und schreibt, z.B. in ihrem Bericht, dass die Wohnverhältnisse der Ziegelei-Arbeiter „als sehr ungünstig und dringend der Abänderung bedürftig“ (Hüttenberger, 15) eingestuft wurden. Weiter beschrieb sie die Unterkünfte als provisorische Baracken deren Wände zahlreiche Risse aufwiesen. Die Behörde bezeichnete die Lebensumstände der Ziegelei-Arbeiter als „wahre Torturen für die armen Geschöpfe“ (Hüttenberger, 15). Die Düsseldorfer Gewerbeaufsicht versuchte bis Ende des 19. Jahrhunderts vergeblich Abhilfe zu schaffen.



3.3 Gesundheitliche Verfassung der Fabrikarbeiter


Besonders die Arbeit in der Textilindustrie rief Gesundheitsschäden hervor. Wenn die Weber an einem Webstuhl zu weben begannen, mussten sie „Bleien und Litzen knüpfen“. Dazu verwendeten sie Bleigewichte, deren feiner Bleistaub dann auf die Hände kam. Dieser Bleistaub kam dann über die Nahrungsaufnahme in den Körper. Die Folge: Die Weber litten an Vergiftungen. Es wird berichtet, dass die Weber abmagerten, ihre Haut sich verfärbte und ihr Zahnfleisch zurückging. Darauf folgten Koliken und Magen-Darmbeschwerden. Außerdem litten die Weber an Skelettveränderungen an Brüst und Rücken, da die Weber immer mit gekrümmten Rücken arbeiteten.

Ein Schleifer erreichte im Schnitt ein Alter von 40-45 Jahren. Dadurch das die Schleifer zu dieser Zeit trocken schliffen, wirbelten in der Luft feinste Metallteilchen herum, die die Schleifer einatmeten. Schleifer litten häufig an Lungenkrankheiten und Rheumatismus.

Auch die Arbeit in Düsseldorfer Tabakfabriken riefen gesundheitliche Schädigungen ihrer Arbeiter hervor. Der Tabakstaub griff die Bronchien, Nasenschleimhäute und Lungen an.

Am unterschiedlichsten waren die Arbeitsverhältnisse in Bleichereien und Färbereien, hier waren eine Räume manchmal so feucht das der gesamte Fußboden unter Wasser stand. Dampf von Chlorgas, Laugen oder Arsen (aus Farben) atmeten die Arbeiter in anderen Räumen ein.

Eisen- und Metallarbeiter hatten mit Lungenleiden, Bronchialerkrankungen und Rheumatismus zu kämpfen. Dies kam durch den enormen Temperaturwechsel in den zugigen Hallen. Außerdem atmeten die Arbeiter dauernd Kohle und Aschestaub ein.

Einige Mediziner erkannten bereits in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts die Berufskrankheiten.

Die Arbeiter waren häufig dem Alkohol verfallen.


3.4 Kinderarbeit in Düsseldorf


Auch in Düsseldorf wurden Kinder und Jugendliche von der Industrie ausgebeutet. So verdiente ein Jugendlicher kaum halb soviel wie ein Erwachsener. Aus diesem Grund wechselten sie häufig den Arbeitsplatz und neigten zur politischen Radikalität.

Im Jahre 1853 veröffentlichte die Stadt Düsseldorf einige Angaben zur Kinder und Jugendarbeit für den Kreis Düsseldorf. So sollen in der Textilindustrie 1085 Jungen und 268 Mädchen über 14 Jahre und 86 Jungen und 104 Mädchen unter 14 Jahre beschäftigt gewesen sein. Im Nahrungs- und Genussmittelgewerbe sollen 339 Jungen und 6 Mädchen über 14 Jahre und 27 Jungen und 6 Mädchen unter 14 Jahre beschäftigt. Unter 14 Jahren waren 27 Jungen und 6 Mädchen beschäftigt. Wenn man die Zahlen mit den Zahlen von Elberfeld vergleicht, hier arbeiteten 1470 Mädchen und 1566 Jungen in der Textilindustrie, stellt man fest das die Kinderarbeit in Düsseldorf niedriger war als in Elberfeld.

Besonders Metallarbeiterfamilien waren dafür bekannt, dass sie ihre Kinder mitarbeiten ließen. Sie nahmen sogar fremde Pflegekinder auf die ihre Kost selber verdienen mussten.

Durch schulpolitische Maßnahmen nahm die Kinderarbeit bis Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts immer weiter ab. Die Kinder wurden dadurch der Industrie immer weiter entzogen. Dadurch stieg allerdings die Zahl der Vierzehn- und Fünfzehnjährigen die gerade aus der Schule entlassen worden waren, an (Siehe Tabelle).

Da es leider nur Zahlen für den Regierungsbezirk Düsseldorf gibt, könnte die Situation in Düsseldorf etwas anders sein. Sehr große Schwankungen sind allerdings nicht wahrscheinlich. Um Lehrlinge handelte es sich bei den 14/15-Jährigen allerdings nicht, denn der größte Teil arbeitete als Tagelöhner. Die Mädchen erhielten nur im Ausnahmefall eine Ausbildung.

Tabelle: Anzahl und Alter der jugendlichen Arbeiter in den jeweiligen Industriesparten. Quelle:Hüttenberger,17


Die 14/15-Jährigen waren billige Arbeitskräfte, die meistens zum knappen Lebensunterhalt ihrer verarmten Familien beitrugen.




3.5 Ernährung der Arbeiter


Eine Arbeiterfamilie hatte eine Menge laufender Kosten zu zahlen Miete, Kleidung, Körperpflege, Heizung und Beleuchtung. Was blieb den Arbeitern angesichts dessen noch für Nahrungs- und Genussmittel? Nicht viel, als Grundnahrungsmittel, sowohl bei den ärmeren als auch bei den besserverdienenden Arbeitern, galten gegen Ende des 19. Jahrhunderts Kartoffeln und Hülsenfrüchte als Grundnahrungsmittel. Doch nur die ganz armen Arbeiter begnügten sich damit, Brot galt allgemein als besseres, wenn auch teureres Nahrungsmittel. Schmalz, Margarine und Speck kamen zu den Grundnahrungsmittel hinzu. Wobei die Margarine, bei der es sich um eine Erfindung aus den 60er Jahren handelt, bei der Düsseldorfer Bevölkerung mehr als unbeliebt war. Die Bevölkerung tendierte stark zur Butter, die aber häufig mehr als das doppelte, im Vergleich zur Margarine kostete. Für kleinere Kinder gab es Milch. Käse, Eier, Honig, Obst und Schokolade galten als Luxusartikel und kamen nur selten auf den Tisch. Wurst die mit Mehl und Fett praktisch „gestreckt“ wurde kam dagegen etwas öfter auf den Tisch. Bei den ganz Armen kamen Bratkartoffeln, Pellkartoffeln, Salzkartoffeln und Milch, etwas Gemüse, selten Eier, Speck oder an Feiertagen etwas Fleisch auf den Tisch. Der Tisch der etwas Besserverdienenden war etwas reichlicher gedeckt, bei ihnen kamen Butter, Wurst- und Käse-Brote, Sirup, selten Kuchen und Honig, hinzu. Sie konnten sich auch mehr Kaffee und Bier leisten. Doch auch die Armen konnten zur Jahrhundertwende nun endlich von der fortgeschrittenen Industrialisierung profitieren, den die großen Industriekonzerne hatten Flüssigwürzen für „Jedermann“ entwickelt: Maggi, Erbswürze von Knorr, Puddingpulver auf chemischer Basis, drängten sich auch auf die Düsseldorfer Märkte. Diese Produkte wurden Surrogat-Lebensmittel genannt und sie konnten Dank der großen Fabriken der Lebensmittelhersteller billig produziert werden und waren lange haltbar.

Ein Arbeiter musste um die Jahrhundertwende drei Stunden arbeiten um sich ein Pfund Süßrahmbutter, eine Stunde arbeiten um ein Pfund Zucker und anderthalb Stunden arbeiten um einen Pfund Blumenhonig, zu kaufen , dies soll ein Beispiel für die hohen bzw. überhöhten Lebensmittelpreise der Jahrhundertwende sein. Die Lebensmittelpreise stiege nach der Jahrhundertwende weiter an.

Für einen einfachen Restaurantbesuch in einer normalen Düsseldorfer Wirtschaft entfielen für ein Mittagessen 50-70 Pfennig, für ein Glas Bier dazu waren noch einmal 10 Pfennig notwendig. Bei einem Durchschnittsstundenlohn von 44 Pfennig in der Stunde um die Jahrhundertwende ein teures Vergnügen. Ein Restaurantbesuch mit der ganzen Familie war für die normale Arbeiterfamilie somit praktisch ausgeschlossen.


4. Soziale Folgen für die Stadt Düsseldorf


4.1 Das rapide Bevölkerungswachstum


Das rapide Wachstum der Bevölkerung stellte sich als Problem für die Stadt Düsseldorf heraus. Düsseldorf galt zwischen 1870 und 1910 als „besseres Land“ (Hüttenberger, 112), ob das nun aus wirtschaftlichen, religiösen oder auch politischen Gründen war, Menschenmassen strömten nach Düsseldorf. Viele zogen Düsseldorf anderen Städten in In- und Ausland vor. Folge explosionsartiges Wachstum, vordem die Stadtverwaltung erst mal hilflos stand, als sie um die Jahrhundertwende versuchten die sozialen Probleme, wie z.B. die Wohnungsnot, in Griff zu bekommen. Jahrelang hatte die Stadtverwaltung mit geschätzten und oft improvisierten Werten gearbeitet.

So waren 1858 49217 Menschen in Düsseldorf gezählt worden, die Zählung im Jahre 1900 ergab eine Einwohnerzahl von 213711 Einwohnern. Das nachfolgende Diagramm verdeutlicht das rapide Bevölkerungswachstum. Die Bevölkerung ist zwischen 1871 und 1900 um 256 % gestiegen. 1900 lag der Alterdurchschnitt der Bevölkerung bei unter 30 Jahren, Düsseldorf war also eine sehr junge Stadt. 1905 war Düsseldorf stand Düsseldorf, nach den Einwohnerzahlen, auf Platz 5.


4.2 Zuwanderer


Der sehr gute Zustand der Stadt, das saubere Trinkwasser, die für die damalige Zeit hervoragende Abwasserbeseitigung, die gesunden Wohnverhältnisse, die gute Ernährungslage (letzte Hungersnot in Düsseldorf: 1849), die strikt durchgeführte Seuchenbekämpfung und die nach neuesten Erkenntnissen durchgeführte Hygiene , schien für Düsseldorf zu sprechen. Die Zugewanderten waren in der Regel junge Menschen, die rasch eine Familie gründeten und somit die Geburtenrate steigerten. Aufgrund der durch die Stadtverwaltung, während der Industrialisierung, durchgeführten Maßnahmen zur Bekämpfung des Elends, sank die Sterblichkeit. Dies alles trug zum raschen Bevölkerungswachstum bei.

Diagramm: Bevölkerungswachstum in Düsseldorf


Ausländer wurden von den Düsseldorfer Unternehmen zumeist abgelehnt und diskriminiert, einer der Gründe dürften die Sprachschwierigkeiten gewesen sein, die die zumeist aus Belgien und Polen stammenden Ausländer hatten.


4.3 Wohnungsnot


Durch die Industrialisierung angeheizte Zuwanderung gab es in Düsseldorf starke Wohnungsnöte. Rund um die großen Fabriken in Bilk, Flingern, Rath und Derendorf bildeten gegen Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts große Siedlungen. Der alte Düsseldorfer Stadtkern war schon längst voll ausgelastet. Die Stadt Düsseldorf breitete sich immer weiter aus, so gehörte nach der Jahrhundertwende auch Stockum zu Düsseldorf. 1878 wurden 6757 Wohngebäude gezählt und 1301 gewerbliche Gebäude (Hüttenberger). Im Vergleich dazu gab es 1901 11369 private und 2166 gewerbliche Gebäude. Die Anzahl der Wohnhäuser war zwischen 1855 und 1900 um 53,1% gestiegen. Kurz vor der Jahrhundertwende war die Stadt zum Handeln gezwungen, denn einige Betriebe drohten damit wegen der Wohnungsmarktprobleme, abzuwandern. Also nahm die Stadtverwaltung das Problem selbst in die Hand. 1899 beschloß die Stadtversammlung ein Gelände zwischen der

Bild: Derendorfer Str. um 1900, eine Kleinbürgerliche Wohnstraße. Quelle:Hüttenberger,126


Schuren-, Pionier- und Hüttenstraße zu bebauen. Auf einer Fläche von 6460 qm sollten 140 Wohnungen entstehen. Die Stadtverwaltung wollte das jede Wohnung aus einer Küche, zwei Zimmern, Speisekammer, Toilette und Flur bestehen. Waschküche und Trockenspeicher sollte in der Hausgemeinschaft geteilt werden. Das hatte einen Grund, denn ansonsten hätten die Frauen die Wäsche in der Küche gewaschen, so wäre dann gesundheitsschädliche Feuchtigkeit in die Wände gezogen. Auch nach der Jahrhundertwende finanzierte die Stadtverwaltung solche Bauprojekte. Es gab nur wenige Fabriken in Düsseldorf, die für ihr Arbeiter Wohnungen bauten.


4.4 Armutsbekämpfung


Trotz der sehr guten Konjunktur die in Düsseldorf in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts herrschte, änderte daran, dass die Stadtverwaltung sich immer noch Sorgen über die Armen machen musste. Im Winter gab es mehr Hilfsbedürftige als im Sommer. Stieg die Arbeitslosigkeit in einem Jahr im Winter mal sehr stark dann organisierte die Stadt Notstandarbeiten. So konnten die Arbeiter ihre Familien ernähren. Die Stadt setzte diese Arbeiter (der größte Teil waren Fabrikarbeiter ohne Ausbildung) dann im Straßenbau ein. In einem Winter ließ sie von den Arbeitern den Staufenplatz sanieren.

Tabelle: Bedürftige die von der Düsseldorfer Stadtverwaltung unterstütz wurden. Quelle: Hüttenberger, 123


Eine Familie mit fünf Kindern bekam z.B. von der Armenpflege 6,25 Mark und 1,75 Mark Mietzuschuss. Auf dieses Geld hatten grundsätzlich nur Personen Anspruch die entweder arbeitsunfähig oder ohne Verschulden arbeitslos geworden sind.

Die Gründe waren vielschichtig, wie schon beschrieben litten viele Arbeiter der Industrie an Berufskrankheiten, einige von ihnen litten nach vielen Arbeitsjahren dann unter chronischen Krankheiten. Andere litten Not, weil ihr Ehepartner gestorben war. Hierbei handelte es sich zumeist um Witwen, denn Männer, die in Fabriken geschuftet hatten, hatten eine niedrige Lebenserwartung (40-55 Jahre – je nach Industriezweig). Aus der Armut heraus kamen die Wenigsten, z.B. schafften es 1899 33 Alleinstehende und 136 Frauen mit Kindern ins Berufsleben. Wenn man sich unter diesem Aspekt die in der obigen Tabelle abgedruckten Zahlen anschaut, stellt man fest das die Arbeitslosenzahlen relativ konstant stiegen und niedrig ausfielen.

Die Alterarmut von Frauen über 50 war, aus den schon beschriebenen Gründen (niedrige Lebenserwartung der Männer) enorm. Besonders hart traf es die 60-70jährigen. Die Stadt versorgte die armen Frauen nicht nur mit Geld, sondern auch mit Brot, Kleidung, Betten und Brennmaterialien. 1892 baute die Stadt ein Pflegehaus auf der Himmelgeister Straße, 1899 bewohnten 1071 Erwerbsunfähige dieses Haus. 1899 stellte die Stadt 1 Mio. Mark zum Kauf von Armenwohnungen zu Verfügung. Die Stadt sorgte auch dafür, dass die Armen medizinisch versorgt wurden, so zahlten sie dem Marienhospital, dem Evangelischem Krankenhaus dem Barackenkrankenhaus und den Kreuzschwestern die Behandlung der verarmten Patienten.

Reiche teils auch Fabrikbesitzer wie z.B. Gustav Poensgen spendeten riesige Beträge, übernahmen somit auch die Verantwortung, immerhin war diese Armut eine Folge der Industrialisierung. Es kamen 2,5 Mio. Mark Barkapital und 4,1 Mio. Mark Immobilienvermögen zusammen. Das war eine Menge Geld für die damalige Zeit.


4.5 Epidemien, Volkskrankheiten und medizinische Versorgung


Zu Beginn der Industrialisierung in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts, traf es am die Kleinsten am härtesten. Kleinkinder erkrankten häufig an Scharlach, Diphtherie, Masern und Keuchhusten. Auch litten sie nicht selten an den tödlich verlaufenden Krankheiten der Verdauungsorgane.

Viele Menschen in den Stadtteilen Oberbilk, Lierenfeld und den nördlichen Teil der Altstadt erkrankten an Tuberkulose.

Wie schon im Punkt 3.3 beschrieben litten die Arbeiter häufig an chronischen Berufskrankheiten. Ihre Sterblichkeit war in Düsseldorf die höchste.

1866 hatte eine junge Frau die Cholera eingeschleppt. Die Seuche hatte sich im Herbst des selben Jahres schnell ausgebreitet. 108 der 175 Erkrankten, konnte nicht geholfen werden, sie starben noch vor Einbruch des Winters. Im Winter 1866/67 schätzen die Behörden die Lage falsch ein, sie dachten die Seuche sei erloschen. Dies war ein folgenschwerer Trugschluss, im Juni 1867 brach die Seuche ein weiteres Mal aus, es erkrankten 196 Menschen. Besonders die unhygienischen Teile der Altstadt waren von der zweiten Seuche betroffen. Dann löste sich die Seuche auf, die Düsseldorfer hatten nun eine tiefsitzende Angst davor, dass die Seuche ein weiteres Mal ausbricht.

Von nun an hatten die Düsseldorfer Angst vor den Truppendurchmärschen im Krieg 1866 und 1870, die die Cholera verbreiteten. Als 1883 erst in Posen und dann in Frankreich große Epidemien ausbrachen, löste das, bei den Düsseldorfer Behörden, große Ängste aus, weil Düsseldorf als Knotenpunkt für den Bahn- und Schiffverkehr für die Ausbreitung einer Seuche ideal erschien. Auch als 1892 in Hamburg die Cholera ausbrach, hatten die Düsseldorfer Behörden ähnliche Befürchtungen. Die Stadtverwaltung setzte deshalb drastische Maßnahmen durch. Es wurden Sanitätskommissionen gebildet, die die Aborte, Brunnen, Straßen und Höfe inspizierte. Alle Toiletten mussten regelmäßig mit Eisenvitriol gereinigt werden. Ein Überwachungsdienst überwachte Hafen und alle Bahnhöfe. Wenn der Überwachungsdienst eine Person ausgemacht hatte, die infiziert sein könnte, wurde sie in einen Güterwagon geschlossen und dort von Ärzten behandelt. Jeder Reisende musste sich am Bahnhof von den speziell für diese Arbeit ausgebildeten Medizinern untersuchen lassen. Das Gepäck wurde desinfiziert. Das Schiffspersonal das bei den Kontrollen festgehalten wurde, wurde dem evangelischen Krankenhaus übergeben. Alle Tanzveranstaltungen wurden verboten. Einmal am Tag öffnete die Stadt die Hydranten, damit die Straßen sauber wurden. Es wurde in Düsseldorf ein aufwendiges Kanalsystem errichtet.

Diese Maßnahen haben wohl den Erfolg erreicht den sich die Düsseldorfer Stadtverwaltung erhofft hatte. Die Cholera kam nicht nach Düsseldorf.

Da es Mitte des 19. Jahrhunderts ernsthafte medizinische Probleme gab, wurde 1866 von der evangelischen Gemeine am Fürstenwall ein sehr gut ausgestattetes Krankenhaus erbaut, dass bis zur Jahrhundertwende auf 250 Betten anwuchs. Ein Jahr später errichtete die katholische Gemeinde das Marienhospital, in dem zunächst 50-60 Patienten untergebracht werden konnten. Um 1900 konnte das Hospital 380 Kranke versorgen. 1900 wurde in Oberbilk das St. Josefs-Spital erbaut, das 575 Kranke versorgen konnte. Ebenfalls einen großen Beitrag zur verbesserten medizinischen Versorgung erbrachte die Diakonissenanstalt Pastor Fliedners in Kaiserswerth und die Augenklinik des Arztes Albert Clemens Mooren.

Der Düsseldorfer Oberschicht behagten die konfessionell betriebenen Hospitäler allerdings nicht, und forderten Kliniken mit Spezialabteilungen. Letztendlich gab die Hamburger Cholera-Epidemie den letzten Anstoß. So wurde das städtische Barackenkrankenhaus, hinter dem Bahnhof, errichtet. Hier wurden vor allem Syphilis und Krätze behandelt, diese Krankheiten durften ab 1895 nicht mehr in den konfessionellen Krankenhäusern behandelt werden. Dies sollte die Düsseldorfer Oberschicht beruhigen.

Die Stadt find darauf außerhalb der Industriegebiete, mit dem Bau eines Krankenhauses, dass sich auf dem Niveau einer Universitätsklinik. Die neuste und teuerste Krankenhaustechnik, die aufwendigen Parkanlagen und der Klinikeigene Straßenbahnanschluss brachten das Projekt 1908 zum wanken, weil die Arbeiter und der Mittelstand es nicht akzeptieren wollten, dass auf ihre Kosten ein Krankenhaus für Neureiche erbaut wurde. Stoppen konnten sie den Bau nicht mehr.

Bis zum ersten Weltkrieg hatte Düsseldorf eine hervorragende Krankenversorgung und eine vorbeugende Gesundheitspolitik erreicht. Damit hatte Düsseldorf es geschafft die Auswirkungen der Industrialisierung, ein großes Stück erträglicher zu machen.


5. Arbeiterbewegung


5.1 Die Anfänge: Ferdinand Lassalle und die Gräfin Hatzfeldt


Ferdinand Lassalle und Gräfin von Hatzfeld


Mitte der 50er Jahre des 18. Jahrhunderts wohnte Ferdinand Lassalle und die Gräfin von Hatzfeldt in der Friedrichstraße 41. Die Gräfin kämpfte in einem Familienkrieg, gegen ihren Mann den Grafen von Hatzfeld auf Schloß Kalkum. 1851 verlor die Gräfin, die der selben politischen Auffassung wie Lassalle und diese auch durchsetzen wollte, diesen Krieg gegen ihren Ehemann. Nach endlosen Prozessen kam es zur Scheidung, finanziell zu einem Vergleich. Lassalle hatte 1848/49 in die revolutionären Ereignissen in Düsseldorf eingegriffen.1848 gehörte er zur Partei der Neuen Rheinischen Zeitung. Ende November 1848 hatte er zum aktiven Widerstand gegen die Verbannung der preußischen Nationalversammlung aufgerufen. Am 21. November 1848 rief er in Neuss aus: „Es ist wahr, ich und meine Partei, wir hängen vor allem an der sozialen Reform, der höchste Ausdruck unserer Überzeugung ist die soziale Republik...Jetzt verlangt der Proletarier weiter nichts, als Euch Eure Freiheiten, Eure Rechte, Eure Gesetze schützen zu helfen!“ (Hüttenberger, 18). Am 5. Mai das folgenden Jahres stand er vor Gericht, der Staatsanwalt beantragte fünf Jahre Zuchthaus, doch der Richter sprach in frei. Lassalle wurde allerdings nicht aus der Haft entlassen. Ein paar Tage zuvor war auch die Gräfin von Hatzfeldt verhaftet worden. Im Juli 1849 konnte Lassalle das Gefängnis gegen Kaution verlassen.

Nach seiner Entlassung arbeitete er in Düsseldorf an seinem philosophischen Werk „Heraklit“. Lassalle stand im Kontakt mit Marx. Marx misstraute Lassalle, weil Lassalle von Personen aus den Düsseldorfer Arbeiterkreisen denunziert wurde. Die Polizei überwachte Lassalle, sie dachte Lassalle würde die Arbeiterbewegung am ganzen Niederrhein anführen. Doch Lassalle betrachtete sich eher als Anwalt der Arbeiter.Er schrieb 1860 im Rückblick an Marx, dass er alles für die Hilfesuchenden tat, ob sie Geldsorgen oder „Überwürfnisse“ mit der Polizei hatten. Er habe dem Polizeidirektor Raffel gedroht wie es kein anderer getan hätte. Sein Haus wäre Asyl gewesen, der von der Polizei verfolgt worden sei, sei bei ihm untergekommen und nach Holland geschmuggelt worden. Einmal hätten die Arbeiter den Wunsch gehabt, er kaufte bei seinem Buchhändler für 70 Taler Bücher, und ließ sie in den Arbeitervierteln verteilen.

Ob Lassalle in dem Brief übertrieb? Denn schon drei Jahre später errinnerte sich kaum jemand an Lassalle, der Düsseldorf verlassen hatte. Er schrieb dazu an Marx, dass es bei den Arbeitern hieße „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Es muss Spannungen zwischen den Düsseldorfer Arbeitern und Lassalle gegeben haben, den der Färber Ferdinand Kichniawy und der Kaufmann Gustav Lewy hatten Lassalle, wohl aus Gründen persönlicher Enttäuschung, bei Marx denunziert.

Dennoch boten Lassalle und die Gräfin von Hatzfeldt Hilfesuchenden Asyl.


5.2 Politische Düsseldorfer Vereine zur Zeit der Industrialisierung


Viele Arbeitervereine in Düsseldorf verschwanden genauso schnell wie sie gekommen waren. Der erste größere Verein war der liberale Handels- und Gewerbeverein, der Anfang Dezember 1858 gegründet worden war. Der erste große Handwerkerverein wurde Ende Dezember 1859 mit 50 Personen gegründet. Zu den Anführern gehörte der ehmanlige „Lasseallaner“ Ferdinand Kichaniawy und einige jüdische Kaufleute, wie z.B. Moritz Geisenheimer, Louis Philippson und Jakob Cohen. Polizeidirektor Raffel schlug dem Regierungspräsidenten die intensive Überwachung dieses Vereins vor. Er begründete dies damit das eine Vielzahl Kontakt mit Lassalle hätten und Kichaniawy von starker revolutionärer Gesinnung wäre. Nachdem Lewy und Kichniawy den Vorstand des Vereins führten, erregt das auch Besorgnis beim Oberbürgermeister Hammers, der dem Liberalen Knorsch aufmerksam gemacht worden war. Hammers bemühte sich allerdings den Verein als „gut-bürgerlich“ vor dem Regierungspräsidenten herunterzuspielen. Nachdem es innerhalb des Handwerkervereins zu Unstimmigkeiten kam, wurde die Polizei auf den Verein aufmerksam.

Am 11. Januar 1863 wurde der Verein als Arbeiterverein neu gegründet. In dem Verein waren kaum noch Lassalle-Anhänger aktiv. Um die wahren Absichten zu vertuschen, meldete der Vereinsvorstand, dass von nun an nur Arbeiter in diesem Verein aktiv wären. Diese Behauptung war unwahr, denn in Wirklichkeit beherrschten Lewy und Kichniawy den Verein. Der Verein hatte 180 Mitglieder.

Lewy hatte sich unterdessen mit Lassalle versöhnt hatte, schrieb in einem Brief an Lassalle, dass der „radikale Kreis“ beträtliche Fortschritte mache. Als Lassalle am 23. Mai 1863 den Allgemeinen deutschen Arbeiter-Verein gründete, waren die Düsseldorfer nicht gerade begeister, schlossen sich ihm aber dennoch an. Es wurde die erste Düsseldorfer ADAV-Gemeinde gegründet. Als Lassalle 1863 die Düsseldorfer Gruppe besuchte und eine Rede hielt, hörten 700 Menschen zu. Als 1864 Lassalle vor dem Düsseldorfer Landgericht stand, waren die ADAV-Mitglieder mobilisiert, es war großes Aufsehen, der Gerichtssaal war überfüllt. Als die Pahl’sche Buchhandlung, 2000 Prozessberichte abdruckte, beschlagnahmte die Polizei diese nach kurzer Zeit. Darauf wurden Lewy und, der Redakteur der Düsseldorfer Zeitung, aufgrund einer angeblichen Beleidigung des Staatsanwaltes angeklagt, vom Richter allerdings freigesprochen.

In die Zeit des Prozesses fiel der Duelltod, Lassalles am 31. August 1864. Das löste in der Düsseldorfer ADAV-Gemeinde große Bestürzung und Trauer aus. Die Gräfin plante einen gewaltigen Trauerzug von der Schweiz durch alle ADAV-Gemeinden nach Düsseldorf. Die Polizei sprach allerdings ein Verbot gegen diese Totenfeierlichkeiten aus. Alle Versuche vom Düsseldorfer ADAV, Tortenfeierlichkeiten durchzuführen, stießen auf die Verbote der Polizei. In Oberkassel hielten sie letztendlich alljährlich eine Totenfeier ab, dies erregte aber Missstimmungen unter den ADAV-Anhänger, der Verein stagnierte.

Bei Wahlen verlor der ADAV immer mehr Stimmen. Auch die Lassalleanischen Gewerkschaften zeigten keinen Erfolg. Auch die LADAV zeigte keine Stärke.

Ende der 60er Jahre begann die gewerkschaftliche Organisation, so gründeten die Buchdrucker 1868 den Verein „Gutenberg“, die Zigarrenmacher 1867 den „Allgemeinen Deutschen Zigarrenarbeiterverein, der häufig streikte, sowie 1869 den Berufsverband der Schneider. Die Düsseldorfer Schreiner und Zimmerleute organisierten sich 1869 zur Gewerkschaft Deutscher Holzarbeiter.

In den Anfängen der Gewerkschaften, war ihr Handeln jedoch schwach, ihr Einfluss noch zu gering.

Die ADAV und die LADAV verloren immer mehr Einfluss. So brachte es der Düsseldorfer Arbeiterbewegung auch nichts als die beiden Organisationen am 7.-9.8.1869 in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) gründete. Die SDAP, forderten u.a. die Einschränkung der Frauen und Kinderarbeit, eine Festlegung ein Höchstarbeitszeit, eine allgemeine Schulpflicht und das allgemeine Wahlrecht.

1874 schloss die Polizei das Büro der ADAV und Verbot diesen Verein. Einige Sozialdemokraten gründeten am 13. Mai 1875 in Gotha einen Sozialdemokratischen Wahlverein für Düsseldorf. 1876 veröffentliche dieser Verein den „Düsseldorfer Volksfreund“. Der Verein scheiterte aber an knappen Mitteln und minimaler Resonanz, der Verein zählte zwischen 18 und 75 Mitgliedern.


6. Schluss


Zusammenhängend kann man sagen, dass es zwischen 1850 und 1918 starke Veränderungen in Düsseldorf gegeben hat. Die Düsseldorfer Stadtverwaltung scheute keine Reformen und investierte auch Geld im sozialen Bereich. Ebenfalls die städtische Armenpflege war für diese Zeit gut organisiert. Die medizinische Versorgung wurde vom Anfang der Industrialisierung bis zum 1. Weltkrieg immer weiter modernisiert, und auf einen hohen Stand gebracht. Die Stadt war bemüht, die sozialen Folgen der Industrialisierung zu mindern, was sie auch schaffte. Andererseits forderte die Industrialisierung auch in Düsseldorf ihre Opfer, von der schlechten Luft bis zur niedrigen Lebenserwartung der Fabrikarbeiter, war der Preis für den technischen Fortschritt hoch. Das Phänomen der Stadt Düsseldorf war, dass die Stadt sehr beliebt in Deutschland als auch in Europa war. Vielleicht liegt das an den Bemühungen der Stadt, der Vereine, Kirchen und auch einzelnen Personen wie Fliedner.

Die Arbeiterbewegung die in Düsseldorf größtenteils, wegen interner Streitigkeiten, scheiterte, hat dennoch Geschichte geschrieben.

Abschließend kann man sagen, dass es viele negative soziale Folgen in Düsseldorf gab, diese in Düsseldorf aber nicht so stark waren wie in anderen Städten.


7. Reflexion


Die meiste Zeit beanspruchte die Informationssuche, es waren mehrere Besuche verschiedener Stadtbüchereien und der Schulbibliothek notwendig, um letztendlich passende Literatur zu finden. Da die Informationslage im Internet mehr als dürftig war, beschränkte ich mich (größtenteils) auf die Print-Medien. Das Auswerten der Informationen beanspruchte dann ebenfalls eine Menge Zeit. Die eigentliche Facharbeit habe ich an drei Wochenenden geschrieben. Beim Schreiben, fielen dann aber Lücken in der Literatur auf und ich musste mich erneut auf Quellensuche begeben. Das Beschaffen der Quellen habe ich mir nicht so kompliziert vorgestellt. Ich habe Bücher benutzt die eine Auflage von unter 1000 Exemplaren haben, und die nur sehr schwierig aufzutreiben sind. Ich hätte, besonders mit der Quellensuche früher beginnen sollen.


Letztendlich war es aber auch interessant, die Besonderheiten der Industrialisierung in Düsseldorf näher zu betrachten.



Bibliographie


B. Balkenhol : Studien zur Düsseldorfer Wirtschaftsgeschichte – Heft 3 -Armut und Arbeitslosigkeit in der Industrialisierung – dargestellt am Beispiel Düsseldorfs 1850-1900. Düsseldorf : Droste Verlag GmbH 1976.

Verwendet: in allen Punkten, außer Einleitung, Schluß und Reflexion


H. A. Lux: Düsseldorf – Das Buch der Stadt. Düsseldorf : Deutsche Kunst und Verlags-Anstalt G.m.b.H 1925.

Verwendet: Einleitung


F. – W. Henning: Düsseldorf und seine Wirtschaft – Zur Geschichte einer Region. Düsseldorf : Droste Verlag 1981.

Verwendet: in allen Punkten, außer Einleitung, Schluß und Reflexion


G. Adriani, F. Tamms, F. Conzen: Düsseldorf. Düsseldorf: J.B. Gerlach & Co. 1954

Verwendet: Soziale Folgen für Arbeiter und ihre Familien


E. Spohr, D. Weber: Düsseldorf 1288-1988 – Das Bild der Stadt im Wandel der Jahrhunderte. Kleve: Boss-Druck und Verlag 1988

Verwendet: nur Einleitung


P. Hüttenberger: Düsseldorf – Geschichte von den Anfängen bis in 20. Jahrhundert – Band 3. Düsseldorf : Patmos Verlag GmbH 1989

Verwendet: in allen Punkten, außer Einleitung, Schluß und Reflexion


B. Müller, M. Tilch: Düsseldorf. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1991

Verwendet: Soziale Folge für die Stadt Düsseldorf, Soziale Folgen für Arbeiter und ihre Familien, Einleitung


Industrialisierung in Düsseldorf ab 1850 bis 1914.

http://www.duesseldorf.de/planung/stadtentw/umstrukt/index.shtml 15.01.2003

Verwendet: nur Einleitung



Ich erkläre, dass ich die Facharbeit ohne fremede Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.



Düsseldorf, den 20. Februar 2003 ____________________


Raphael Münch




Marco van Bergen
Raphael Münch
Peter Rhode
Sebastian Skuballa
HTML  PDF (176 kB)
HTML  PDF (1844 kB)
HTML  PDF (126 kB)
HTML  PDF (1179 kB)

[Zurück]  [Oben]
[Unterrichtsmaterial]
[Geschichte online]
[Home Page]
[Klausuren]
[Fotos]
[Richtlinien]
[Facharbeiten]
[Credits]
[Geschichte in der Praxis]
[Simulationsspiel]
[Works]
[Kursprotokolle]
[Abiturthemen]
[Sitemap]
Letzte Änderung: Oct 31, 2004 13:25:35
URL: http://www.fkoester.de/kursbuch/
©2002-2004 Freimut Köster
Design: Professional Web Solutions

 
btm_left   btm_right