top_left top_right

Die Geburt Wilhelms II.
im Kronprinzenpalais

Mehr als bei anderen historischen Gestalten gibt im Falle Wilhelms II. die Geschichte seiner Geburt Aufschluß über seine spätere Entwicklung. Verlauf und Umstände gerade dieses so entscheidenden Ereignisses liegen jedoch immer noch weitgehend im dunkeln. Die historische Literatur zur Geburt des letzten deutschen Kaisers weist eine Fülle von Entstellungen, Ungereimtheiten und Halbwahrheiten auf. Die Historiker haben nicht nur keine Vorstellung von den medizinischen Komplikationen, die bei der Geburt entstanden sind: Sie haben nicht einmal die historischen Tatsachen richtig erforscht, die es anderen ermöglicht hätte, die Geburt sachkundig zu beurteilen. Der einzige Arzt, der sich fachwissenschaftlich mit der Geburt Wilhelms auseinandersetzte, Rudolph Marx, verließ sich auf Gerüchte, die unter den ärztlichen Gardeoffizieren im Ersten Weltkrieg kursierten, und gelangte somit ebenfalls, trotz einiger richtiger Erkenntnisse, zu einer Fehlinterpretation. Unser Ansatz muß also die historische mit der medizin-wissenschaftlichen Methode kombinieren. Nur durch eine sorgfältige Überprüfung der authentischen zeitgenössischen Quellen - als Grundlage hierzu dienen rund zwanzig Dokumente, die in den Royal Archives zu Windsor aufbewahrt werden - können wir zu einer medizinisch einwandfreien Interpretation gelangen.

Die Geburt fand im Kronprinzenpalais Unter den Linden statt, und zwar an der gleichen Stelle, wo 62 Jahre zuvor sein Großvater Wilhelm I. geboren wurde. Queen Victoria, die am liebsten selbst bei der Geburt assistiert hätte und lebhaft bedauerte, ihrer Tochter nicht persönlich beistehen zu können, schickte am 10. Januar ihren Leibarzt Sir James Clark nach Berlin. Clark war kein Experte auf dem Gebiet der Geburtshilfe. Er hatte aber den Geburten der jüngeren Kinder der Queen beigewohnt und dabei erlebt, wie die Schmerzen der Kreißenden durch Betäubung mit Chloroform gelindert wurden. Als er im Januar 1859 die Winterreise nach Berlin antrat, hatte Sir James eine Flasche Chloroform im Gepäck. Mit ihm reiste die Hebamme der Queen, Mrs. Innocent. Beide wurden im kronprinzlichen Palais einquartiert.

Auf preußischer Seite war als Leibarzt des Prinzenpaares der Oberstabsarzt vom Gardekürassier-Regiment, Dr. August Wegner, zuständig. Auch er war Arzt für Allgemeinmedizin, obwohl er - wie alle Zöglinge der Militärärztlichen Akademie. - eine gründliche Ausbildung in Geburtshilfe genossen hatte. Er wurde assistiert von der Hebamme Fräulein Stahl.

Ebenfalls bei der Geburt zugegen waren zwei adelige Damen, die Gräfinnen Blücher und Perponcher. Madeline von Blücher war eine gebürtige Engländerin, die mit einem Enkel des berühmten Feldherrn verheiratet war; sie war eine Freundin der Queen Victoria. Oberhofmeisterin Antoinette Gräfin von Perponcher-Sedlnitzky hatte selbst vor wenigen Monaten ihr zweites Kind gehabt. Sie war eine geborene Gräfin Maltzan und die Schwägerin des kronprinzlichen Hofmarschalls Friedrich Graf von Perponcher-Sedlnitzky, der am 4. Februar mit der Überbringung der offiziellen Nachricht von der Geburt eines preußischen Thronerben nach London beauftragt werden sollte. Beide Damen spielten am 27. Januar bei der Geburtshilfe eine wichtige Rolle.

Zur Tagebuchstelle Tagebuchstelle


vorige Seite nächste Seite 
[Karte 1: Vom Potsdamer Platz zum sowjetischen Ehrenmal] [Karte 2: Historisches Zentrum und Alexanderplatz]

[Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche]
[Potsdamer Platz]
[Berliner Abgeordnetenhaus]
[Ausstellung]
[Topographie d. Terrors]
[Wilhelmstraße]
[Brandenburger Tor]
[Reichstagsgebäude]
[sowjetisches Ehrenmahl]
[historisches Zentrum]
[Alexanderplatz]
[Wannsee-Konferenz]
[Deutscher Widerstand]
[Checkpoint-Charly]

[Seitenanfang]
[Home]
[Programmheft]
[Hinreise]
[Unser Quartier]
[Rundgang durch Berlin]
[Rundgang durch Potsdam]
[Tagebuch]
[Wieder zurück]
[Links]
[Sitemap]
Letzte Änderung: Oct 31, 2004 13:26:08
URL: http:///
©2000 Freimut Köster
Design: Professional Web Solutions

.
Home
.
Programmheft
.
Hinreise
.
Qartier
.
Berlin
.
Potsdam
.
Tagebuch
.
Zurueck
.
Links
.
bottom_left bottom_right