Drehbuch
Ort: Kabinettssaal der Reichskanzlei in Berlin Zeit: frühe Morgenstunden des 13.3.1920, gegen 4:00 Uhr Anwesende:
Situation: Im Frühjahr 1920 musste die Weimarer Republik ihre erste große Existenzkrise überstehen, die durch einen Rechtsputsch ausgelöst wurde. Geplant hatte ihn die Verschwörergruppe "Nationale Vereinigung", die eine Militärdiktatur anstrebte. Zu ihr zählten u.a. Ludendorff, General Walther Freiherr von Lüttwitz, dem die mitteldeutschen und ostelbischen Reichswehrverbände sowie sämtliche Freikorps unterstanden, und Wolfgang Kapp, ostpreußischer Generallandschaftsdirektor, Mitbegründer der "Deutschen Vaterlandspartei", jetzt Mitglied der DNVP.
Hintergrund: Ausgelöst wurden die Putschvorbereitungen durch die Abrüstungsbestimmungen des Versailler Vertrages, der am 10. Januar 1920 in Kraft getreten war. Danach mussten bis zum 31. März 1920 das Heer auf 100000, die Marine auf 15000 Mann verkleinert werden. Wenngleich die Siegermächte eine stufenweise Truppenreduzierung und eine Fristverlängerung bis zum Jahresende akzeptierten, standen rund 300000 Reichswehrangehörige und Freikorpsleute vor der Entlassung. Zu diesen Verbänden zählt u.a. die Brigade Ehrhardt, die dem Auflösungsbefehl nicht nachkam und als militärische Kerntruppe des Putsches unter Führung von General Walther von Lüttwitz in das Berliner Regierungsviertel einrückt.
Ziel: Umsturz des bestehenden Systems/ Republik und Ende der sozialdemokratischen Regierung (zugunsten einer konservativ-monarchistischen Regierung); Heeresverminderung sollte verhindert werden; Bekämpfung aller Feinde von Links;
Szene:
Sprecher/Spielleiter: klar, laut und deutlich
Wir befinden uns im Kabinettsaal der Reichskanzlei in Berlin. Es ist ca. 4 Uhr morgens am 13. März 1920. Folie mit Fotos der Reichskanzlei+ Kabinettssaal Folgende Unterredung hat Quellen1 zufolge in der Reichskanzlei zwischen folgenden Personen stattgefunden: Reichswehrminister Noske, General Reinhardt, dem Chef des Truppenamtes im Reichwehrministerium General von Seeckt, Landwirtschaftsminister Otto Braun sowie einigen Offizieren, u.a. Major von Gilsa. Stellt Personen und Darsteller vor. + Namensschilder Diese historischen Persönlichkeiten werden hier von folgenden Schülern dargestellt. Braun eilt in den Kabinettssaal und erkundigt sich aufgeregt bei einer Gruppe Offizieren, was geschehen sei:
L.minister Braun: außer Atem; sehr gespannt; guckt Gruppe fragend an; "Meine Herren, In aller Frühe haben Sie mich aus dem Bett geklingelt. Hat sich die gestrige Situation denn so sehr verschlechtert? Was ist geschehen?"
Major von Gilsa: "Herr Minister, ein Putschversuch steht uns bevor!: Die Marinebrigade Ehrhardt - immerhin 6000 Mann - unter der Führung des General von Lüttwitz nähert sich dem Regierungsviertel. Hinter der ganzen Aktion steckt allen Informationen zu urteilen nach Generallandschaftsdirektor Kapp... Sie wollen die von Minister Noske angeordnete Auflösung nicht hinnehmen. Losmarschiert sind sie gestern spätabends aus Döberitz... von Döberitz bis Berlin sind es 25 Km... demzufolge könnten sie in den frühen Morgenstunden hier sein! Karte - Döberitz/ Regierungsviertel
L.minister Braun: "Ich ahnte es,... ahnte, dass uns früher oder später diese kaisertreuen Reaktionäre zuleibe rücken würden!"
Die Unterredung findet nun zwischen allen im Kabinettssaal Anwesenden statt.
General Reinhardt:"Angesichts der Kollision zwischen Fahneneid und Kameradschaft wird jedem von uns das Handeln schwer fallen. Aber dennoch müssen wir mit der Waffe in der Hand den Aufrührern sofort entgegentreten. Ihr Unternehmen, das von unerhörtem Leichtsinn zeugt, bedroht den Bestand des Reiches." (authentisch/ a.)
General von Seeckt: sehr empört "Herr General! Wie stellen Sie sich das eigentlich vor? Wie soll die Reichswehr in einer solchen Situation denn eigentlich handeln?"
General Reinhardt: "Es darf in solchen Situationen für die Reichswehr auf jeden Fall keine Neutralität geben."(a)
General von Seeckt: sehr entschieden in Ausdruck und Auftreten "Es kann doch keine Rede davon sein, dass man Reichswehr gegen Reichswehr kämpfen lässt. Truppe schießt nicht auf Truppe! An Noske gewandt Haben Sie, Herr Minister, etwa die Absicht, eine Schlacht vor dem Brandenburger Tor zu dulden zwischen Truppen, die vor anderthalb Jahren mit uns Schulter an Schulter gegen den Feind gefochten haben?"(a)
Minister Noske: sehr empört; an von Seeckt gewandt "Aber Herr General! Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie die Aufrührer schützen wollen!?" (a)
L.minister Braun: an Seeckt gewandt, sehr empört/erschüttert "Auch ich bin erschüttert von Ihrer Haltung, zutiefst erschüttert! Schließlich handelt es sich um Hochverrat! Die Republik und die demokratisch legitimierte Regierung sollen gewaltsam gestürzt werde!" Meine Herren, wir wissen alle nur zu gut, was zu tun ist...!
General von Seeckt: sehr entschieden und wissend "Niemanden will ich schützen, aber ich weiß die tragischen Folgen - und vielleicht weiß ich es allein - die der Kampf mit der Waffe haben würde. Wenn Reichswehr Reichswehr niederschlägt, dann ist alle Kameradschaft im Offizierskorps auf immer dahin!" (a)
L.minister Braun: an Seeckt gewandt, spöttisch-verärgert "So, so.. Reichswehr kämpft nicht gegen Reichswehr - das ist ja ganz neu! Wenn die Putschisten unter der Führung der Kommunisten ständen und für deren Ziele auf Berlin zumarschierten, gälte dann ihre Devise "Truppe schießt nicht auf Truppe" auch!?" (betont! - zuerst an v. Seeckt, dann ans Publikum gewandt)
Spöttisch-grinsende Reaktion der Offiziere und Generäle; nur Reinhardt und Noske bleiben ernst + Vorhang fällt
1 Vgl. O.-E. Schüddekopf, Das Heer und die Republik. Quellen zur Politik der Reichswehrführung 1918 bis 1933. Hannover/ Frankfurt a.M. 1955.
|
|||||||||